Kann es sein, dass ich schon jetzt das Wort des Jahres 2017 erraten habe? Wer weiß?
Okay, so sicher bin ich…noch…nicht, aber ich möchte trotzdem einige der wichtigsten Kandidaten vorstellen. Und falls ich recht habe, dann wissen Sie, wo Sie dies zum ersten Mal erfahren haben…
Erstes Begriffskonglomerat: „Populist“, „Populismus“, „populistisch“ usw.
Den Medien zufolge ist der „Populismus“ etwas sehr Übles. Das weiß ich, weil ich Spiegel-Online, die New York Times und die Münchener Abendzeitung lese. Alles, was unsere Gesellschaftsordnung zersetzen könnte, bezeichnen die Journalisten dieser Blätter als „populistisch“.
„Populismus“ stammt, wie jeder weiß, vom lateinischen„populus“. Gibt es vielleicht ein deutsches Äquivalent? Leider nicht, und mit „Popel“ hat es überhaupt nix zu tun. Wie wäre es mit „völkisch“? Nein, geht nicht. „Völkisch“ klingt zu sehr nach „Stammtisch“, „Schuhplattlerei“, „Czardas“ usw.
„Populistisch“ ist irgendwie anders, da mit „populär“ verwandt. Allerdings: „Wetten dass…“ war mal populär…aber nie populistisch. Sie sehen, es wird kompliziert.
Nur eins steht fest: „Populistisch“ ist wohl das Gegenteil von „elitär“. Alles, was mit der „Elite“ zu tun hat, geht den Populisten auf die Nieren: z.B., die EU-Führung. In der Schweizer „Weltwoche“ hab ich gelesen, dass Martin Schulz 33 Bedienstete habe - darunter zwei Chauffeurs. Es fehle nur der Vorkoster, hieß es. Haha. Und er spricht drei Sprachen!
Oder die Bundesregierung, die Gesetze verabschieden, die vielen Leuten (notabene: „Leute“, lateinisch „populi“) auf die Nieren gehen. Elitengesetze, denken manche und fragen: Wann waren diese Heinis das letzte Mal bei Tengelmann, Rewe oder Edeka…? Tja.
Im Populistentalk, heißen die „Medien“ „Lügenpresse“ usw.
Nebenbei: Früher stand am Titelkopf der New York Times: „All the news that’s fit to print“. Zu Deutsch: „Alle Nachrichten, die es sich ziemt zu drucken“. Daraus machten manche Witzbolde: „All the news that fits we print“ - also: Alle Nachrichten, für die es Platz gibt, drucken wir. Haha.
Der neue amer. Präsident - für manche, ein Populist - hat die New York Times (die „failing“ NYT in Trumptalk) heftig angegriffen. Ein Lügenblatt halt.
Wie wir gerade von der „Lügenpresse“ reden: Haben Sie‘s schon gehört?
Manche munkeln, wir leben in der „Post-Truth-Era“. „Post-Truth-Era“ wäre auch ein netter Kandidat fürs Wort des Jahres 2017, oder? Es bedarf aber einer Übersetzung. Doch ich kenne einen noch schöneren Begriff: „Fake News“. Auch leider noch nicht verdeutscht, aber das kann sich noch ändern.
Die „Fake News“ scheinen momentan wirklich Hochkonjunktur zu haben. Denken Sie an die Trump-Tweets in den USA, die Putin-Nachrichten-Netzwerk, die Verschwörungstheoretiker, die über Twitter und Facebook (manche sagen schon „Fakebook“) ihre Märchen verbreiten.
Und hier noch ein Kandidat, obschon auch in diesem Fall noch keine dt. Übersetzung zur Verfügung steht: .“Alt-Right“. Zu Deutsch, die „alternativen Rechte“ (was leider sehr langweilig klingt). Das sind die Leute, die Franz-Josef Strauß früher als „rechts von der CSU“ bezeichnet hätte.
O je. Qual der Wahl Zeit. Mir fällt aber auf, dass sie allesamt keine schöne Wörter und Begriffe sind.
Aus diesem Grund möchte ich eine Wendung meiner Nachbarin, Frau Rieder, als Wort des Jahres 2017 vorschlagen. Sie hat sie selbst erfunden. Neulich ist sie am helllichten Tag am Marienplatz in München gestürzt. „Ich lag flach wie eine Briefmarke“, erzählte sie mir.
„Das tut mir leid, Frau Rieder, aber Ihre Beschreibung ist so original, dass ich sie mal zitieren möchte, damit andere sie kennenlernen.“
Sie schaute mich sehr skeptisch an.
„Keine Sorge“, sagte ich, „ich werde Sie als Quelle angeben.“
Meiner Meinung nach soll „flach wie eine Briefmarke“ zum Begriff des Jahres 2017 auserkoren werden. Man kann ihn sehr vielfältig anwenden…
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