Wir befinden uns im Paradies. Ja, treue Leser, ich meine damit, wie gewohnt, meinen Lieblingsobstundgemüseladen.
Ich: Verstehen Sie mich nicht falsch, Frau M., Ihre Tomaten sind köstlich. Doch, meine Frau und ich waren letzte Woche bei Freunden nahe Pforzheim und bekamen dort Tomaten frisch von deren Garten. Wenn ich ehrlich sprechen darf: Sie waren noch himmlischer als die im Paradies.
Frau M.: Selbstverständlich, dürfen Sie ehrlich drüber sprechen, lieber Herr Sprachbloggeur. Aber wissen Sie, warum die dortigen Tomaten so köstlich waren? Weil es keine genormten Tomaten waren, wie jene, die für den Handel bestimmt sind und so gezüchtigt werden, dass sie lange halten, eine perfekte Form vorweisen und die genau richtige Farbe haben.
Ich: Meinen Sie, man bekommt in der EU nur noch Frankensteintomaten?
Frau M.: Tja, vielleicht a bisserl scho.
Das Gespräch geht weiter. Das mit den Tomaten führt nun zu einem Gespräch über Düfte, was uns wiederum irgendwie auf das Thema Verlust des Geruchsinns bringt. Ich erzähle von einem wunderbaren Buch, das ich mal gelesen hatte, „Wie riecht die Welt“. Es handelt von einem Mann, der seinen Geruchssinn verloren hat.
Frau M.: Ein furchtbares Schicksal.
Was nun Frau M. animiert, von diversen Menschen, die sie gekannt hat, zu erzählen, denen eben dieses Schicksal ereilte.
Ich: Der gesunde Mensch ahnt kaum, wie sehr er vom Geruch- und Geschmacksinn abhängig ist.
Frau M.: Ja, viel Freude geht auf Nimmerwiedersehen verloren.
Ich: Auch das Sexuelle wird in Mitleidenschaft gezogen. Denn auch da nimmt das Riechen eine wesentliche Rolle ein.
Frau M.: Überhaupt für die Partnerwahl. Deswegen heißt es ja: „Den kann ich nicht riechen.“
Nun erzähle ich von jemandem, der an Zungenkrebs erkrankt war. Durch eine äußerst komplizierte Operation wurde ihm eine Art künstliche Zunge verpasst.
Ich: Er musste von Neuem das Sprechen lernen, hat aber seinen Geschmacksinn nie wieder erlangt.
Das Stichwort Operation führt jetzt zum Thema Anästhesieunverträglichkeit.
Frau M.: Es gibt Menschen, die allergisch gegen gewisse Betäubungsmittel sind. Doch leider erfahren dies die Ärzte erst, nachdem der Patient nicht mehr aufwacht.
Ich: Auch das ist ein Schicksal.
Frau M.: Es handelt sich jedenfalls um ein genetisches Problem. Wenn eine in der Familie das hatte, dann sollten sich die anderen Familienmitglieder möglichst genetisch untersuchen lassen.
Ich: Schrecklich. Je älter man wird, umso mehr stellt man fest, wie gefährlich das Leben ist.
An diesem Punkt gelangt, fange ich an von Menschen meiner Bekanntschaft zu erzählen, die todkrank sind. Zugleich gebe ich zu erkennen, dass ich jetzt bereit bin, meine Erdbeeren, meine Birne, meine Äpfel und meine Aprikosen zu bezahlen, um nach Hause zu gehen.
Frau M.: Aber Herr Sprachbloggeur, so dürfen wir unser Gespräch nicht beenden. Mir wär das viel zu gruselig. Wir müssen mit etwas Lebensbejahendem schließen.
Ich: Hmm. Wie wär es mit den aromatischen Tomaten, die meine Frau und ich genießen durften, als wir unsere Freunde besuchten? Sie waren wirklich sehr lecker. Ich denke immer noch daran.
Frau M.: Ich bekomme schon selbst jetzt Appetit drauf.
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