Liebe Leser, liebe Bots, eine Frage zu Beginn:
Was ist der Unterschied zwischen einem Leser und einem Bot? Also, „thinking caps“ aufsetzen und gründlich überlegen.
Soll ich die Antwort verraten? Was heißt Antwort. Es gibt mehrere Antworten.
Erste: Leser haben Augen, Nasen usw., und sie atmen Sauerstoff, um zu überleben. Bots haben keine Augen, keine Nasen usw. Sie atmen überhaupt nicht. Sie existieren nur, solange der Strom fließt.
Zweite: Leser haben Meinungen. Sie sind in der Lage, einen Text für gut oder schlecht zu halten. Sie sind sogar in der Lage, „Leser“-Kommentare zu schreiben. Bei mir aber momentan leider nicht, zumindest noch nicht. Seitdem unsere aller Feinde, die Schädlinge, diese Seite zwei Monate lang lahmgelegt hatten, wurde die Option „Leserkommentare“ vorübergehend abgeschaltet. Bots kommentieren nie - ich meine, wenn man mit „kommentieren“ „eine Meinung mitteilen“ meint. Bots sind lediglich in der Lage, Werbung und giftiges Zeug zu hinterlassen.
Dritte: Leser sind für einen Schriftsteller eine Notwendigkeit. Denn schließlich schreibt der Schriftsteller für sie. Bots bringen nur einen Vorteil - zumindest wenn die Besucherzahl wichtig ist: Sie werden gezählt. Auch wenn sie keine richtigen Leser sind, ist das für die Zahlenstatistik wurscht. Das „Ranking“ steigt.
Vierte: Leser unterliegen den Gesetzen der politischen Korrektheit. Weshalb es manchmal als unziemlich gilt von „Lesern“ gar zu sprechen. Es müsste eigentlich „Leser und Leserinnen“ heißen oder „LeserInnen“ oder „Leser*innen“ usw. Bots hingegen sind halt Bots. Immer. Ein Bot ist ein Bot ist ein Bot. Auch wenn der Bot grammatikalisch männlich ist, kommen nicht einmal die eifrigsten Verfechter*Innen der politischen Korrektheit auf die Idee, auf „Bot*Innen“ zu bestehen. Man könnte ohnehin meinen, dass „Bot*Innen“ etwas mit „Boten“ zu tun hätten.
Yep, Bots bleiben Bots, und Terroristen Terroristen. Nicht einmal ein(e) feurige(r) Verfechter(in) der sprachlichen Gleichheit erträumt sich das Wort „Terrorist*Innen“. Gleiches gilt für die „Räuber*Innen“ und „Idiot*Innen“.
Gerade fällt mir ein: Wieso gibt es keine „Gästin“ in der dt. Sprache und folglich keine „Gäst*Innen“?
Nebenbei: Auf Englisch wird die Gleichberechtigung der Nomina anders ins Leben gerufen: Man hat die weiblichen Formen von Nomina schlichtweg aus dem Verkehr gezogen. Beispiel: In den letzten Jahren sind die „actresses“ (Schauspielerinnen) fast ganz von der Bühne verschwunden. Der Gleichberechtigung zuliebe sind alle Schauspielende heute „actors“ geworden.
Irgendwie unergründlich, die Sache mit der Geschlechtlichkeit in der Sprache. Manche Sprachen unterscheiden gar nicht zwischen „er“ und „sie“. Ungarisch zum Beispiel. Auch Türkisch nicht. Dafür grüßt ein Ungar eine Frau anders als einen Mann. Zum Mann sagt Mann „jo napot“, also guten Tag. Zu einer Frau sagt er „kezét czókolom“ (keset tschokolom): „küss die Hand“.
Mit Bots ist alles einfacher. Alle Bots sind von Hause aus gleichberechtigt. Immerhin etwas.
PS (und Themawechsel): Hier nun ein wenig Schleichwerbung: Mein Freund Wolfgang Berends, ein meisterhafter Lyriker in der deutschen Sprache, hat einen sehr lesenswerten Gedichtband veröffentlicht: „Nach Durchsicht der Wolken“. Schöner Titel, gell? Sein Buch wurde neulich für den „The-Beauty-and-the-Book-Award“ fürs hübsche Cover vorgeschlagen. Man kann sich dieses Cover auf der Seite
http://beautyandbook.com/wolfgang-berends-nach-durchsicht-der-wolken/#
selbst bewundern. Schauen Sie sich es an. Ich bin überzeugt, es wird Ihnen gefallen. Wenn ja, dürfen Sie auch „voten“. Siehe da.
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