Sprachbloggeur: (steht vor einer geschlossenen Flügeltür vielleicht so hoch wie der Kölner Dom. Das Haus selbst, zu dem die Tür der Eingang ist, erfasst man nicht mit den Augen. Man weiß nur, dass man vor einem Eingang steht. Der Sprachbloggeur klopft an. Wo er steht, ist nämlich eine kleine, menschenhohe Tür in der Tür) Klopf klopf. (Er wartet, lange, ohne dass jemand antwortet. Beinahe will er aufgeben. Aber nein. Er klopft wieder) Klopf klopf.
Google: Verschwinde!
Sprachbloggeur: Ja, aber…
Google: Hier gibt es kein Aber, du zweibeiniger Fresssack, nur ein Ja!
Sprachbloggeur: Ja…
Google: Wie hoch ist dein Ranking?
Sprachbloggeur: Ranking?
Google: Ja, welchen Wert nimmst du in meinem WehWehWeh ein? (etc.)
Vielleicht wissen Sie, liebe Leser, was mich zu dieser Pilgerfahrt zum Großen Google bewogen hat. Es war die Seuche natürlich. Zur Erinnerung: Vor ca. einem Monat hat Google, und infolge Mozilla und noch andere Gottheiten im Cyberhimmel ausgerechnet den Sprachbloggeur zum No-go-Zone erklärt: gleichsam zu einem Cybertschernobyl. Der Große Google hatte nämlich eine Verseuchung meines Wortladens festgestellt. Böse Wörter (malware) haben sich bei mir eingenistet und drohten das ganze Cyberspace krank zu machen. Ja, auch so kann ein Einzelmensch die Gesamtheit beeinflussen. Übrigens: „Einfluss“ auf Italienisch heißt „Influenza“.
Vier Wochen hockte ich in Quarantäne. Man fühlt sich sehr einsam. Wer den Sprachbloggeur anklickte, entdeckte bald auf dem Bildschirm ein dunkelrotes (zum Braun neigendes) Warnschild mit folgende Beschriftung:
„Die Webseite auf www.sprachbloggeur.de wurde als attackierende Seite gemeldet und auf Grund Ihrer Sicherheitseinstellungen blockiert. Attackierende Webseiten versuchen, Programme zu installieren, die private Informationen stehlen, Ihren Computer verwenden, um andere zu attackieren, oder Ihr System beschädigen.“
Stellen Sie sich vor: Ich war Opfer. Aber als Opfer wird man selbst zum potentiellen Täter. So war mal das Leben der Leprakranken, sag ich der Cyberkranker.
Aber der Große Google hatte letztendlich recht, mich in Quarantäne zu stecken. Würde auch jeder vernünftiger Arzt tun. „Tough love“ heißt das auf Englisch.
Man verzweifelt dennoch - weil es so langweilig wird und man Tatendrang verspürt. Manchmal fiel ich auf die Knie und beteten den Heiligen David Bowie, den Heiligen Prince und den Heiligen Muhammed Ali an und bat um Gehör und Erlösung.
Doch die Heiligen blieben stumm. Ich zündete dann Cyberkerzen bei YouTube, Instagram, Twitter und Linkedin. Vergeblich. Man fühlt sich in dem Augenblick sehr allein gelassen.
Nein nicht ganz, mein „Hoster“ (klingt wie Hostia, gell?), Herr P., hat mich nicht vergessen. Er gab sich große Mühe, die Eindringlinge zu killen: wie es ein Mediziner der Ärzte ohne Grenze in Ebolaland tut. Das heißt: im Wissen, dass auch er selbst hätte infiziert werden. Noch heute fehlen deshalb alle Kommentare aus der Vergangenheit und Zukunft. Meinem Hoster zu Dank lesen Sie aber heute diesen Bericht. Danke Herr P.
Zum Schluss die althergebrachte Verfluchung der Cyberkriminellen, die mich in diese unangenehme Lage verantwortungslos versetzt haben. Das taten sie nicht, weil sie gegen mich etwas hatten. Es sind halt Opportunisten, diese Gangster - so wie Ebola, Pest und Krebs Opportunisten sind. Sie zerstören, weil sie sich davon einen bestenfalls kurzfristigen Gewinn erhoffen. Es ist ihnen egal, was sie dabei kaputt machen.
Jetzt der Fluch: Ich wünsche ihnen nicht den Tod. Der Tod ist geduldig. Er kriegt sie ohnehin. Ich wünsche ihnen ein langes Prostataleiden (ja, ich weiß, dass sie alle männlich sind) und dazu Hämorrhoiden, Krampfadern, Mundgeruch und keinen Spaß in intimen Situationen.
Ämmm. Hab ich etwas vergessen? Ja natürlich: Ich wünsche ihnen mal die Gelegenheit, sich dem Hl. David Bowie, Hl. Prince und Hl. Muhammed Ali zu wenden, um dann unerhört zu bleiben. So ist es mit den neuen Heiligen. Nur Elvis lebt. Unserer aller Hoffnung bleibt der Große Google. Denn er ist der Meister der tough love schlechthin.
Willkommen im Informationszeitalter.
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