Wissen Sie, was der Unterschied ist zwischen einer Komödie und einer Tragödie?
Die Antwort ist eigentlich ganz easy. Eine Komödie ist eine düstere Geschichte, die gut ausgeht. Zum Beispiel Dantes „Göttliche Komödie“. Der Erzähler beginnt seine Reise in der Hölle, wo alle in Pech, Scheiße und im ewigen Eis völlig ohne Hoffnung ausharren. Am Schluss führt er uns Leser ins Paradies. Ende gut, also, alles gut.
Eine Tragödie hingegen ist genau das Gegenteil. Die Geschichte kann durchaus hoffnungsvoll beginnen. Man lernt einen glücklichen Menschen mitten im Leben kennen und zack! Auf einmal sackt das Lügengebäude zusammen und alles artet in die unaufhaltbare Katastrophe aus. Ödipus, zum Beispiel, ist ein glücklicher Tyrann. Doch dann fängt die Kacke zu dampfen an. Am Schluss hat er alles verloren – auch sein Augenlicht.
Diese paar Brocken aus meiner humanistischen Erziehung teile ich Ihnen gerne mit, weil ich selber zum wiederholten Mal überlege, ob mein eigenes Leben eher tragisch oder komisch verlaufen ist.
Bei mir geht es – wie immer – um die Sprache.
Wie manche Leser bereits wissen, wurde mir die deutsche Sprache nicht in die Wiege gelegt. Ich war bereits 28 Jahre alt, als ich mich mit ihr ernsthaft auseinanderzusetzen begann. Inzwischen sind es ca. 40 Jahre. O Gott, hab ich mein Alter verraten!? Und Fakt ist: Ich stelle nach 40 Jahren zu meinem Verdruss fest, dass ich diese deutsche Fremdsprache nie hundertprozentig beherrschen werde. Ich gebe zu: Keiner würde behaupten, dass ich mich nicht fließend (und manchmal auch differenziert) in der Fremdsprache ausdrücken kann. Doch der letzte Schliff – das unerforschliche bisschen Pfeffer und Salz – wird mir immer fehlen. Wenn das nicht wie der Stoff einer Tragödie klingt.
Für dieses Scheitern gibt es freilich Gründe:
Erstens: Ich war zu alt, als ich in diese Sprache hineingestolpert bin. (Diese lange Geschichte werde ich Ihnen an dieser Stelle ersparen). Dass ich die Fremdsprache überhaupt so (beinahe) vollständig zu erlernen vermochte, liegt lediglich daran, dass ich mit 28 Jahren noch ziemlich unreif war. Ein gutmütiger Tölpel halt, was mir wiederum Gelegenheit gab, mit vielen Deutschen zu verkehren, die jünger waren als ich. Von daher war es möglich, das ich die Umgangssprache – in allen Facetten –erforschen konnte. Ein letzter Rest Kindheit also.
Zweitens: Ich war nie bereit, meine englische (viele sagen hier lieber „amerikanische“) Muttersprache aufzugeben. Warum denn auch? Ich liebe meine Sprache. Obendrein hatte ich viele englischsprachige Freunde. Dazu: Als ich meine Frau (mit der ich seit 35 Jahren zusammen bin) kennenlernte, wollte sie unbedingt mit mir Englisch reden. Warum nicht, hab ich gedacht. Sie kann es auch sehr gut. Jetzt ein Gegenbeispiel: Neulich hab ich einen Tontechniker kennengelernt, den ich eigentlich für einen deutschen Muttersprachler gehalten habe, bis er mir verriet, er sei Türke. Darüber hinaus: Er ist mit 29 Jahren nach Deutschland gekommen. „Wieso sprechen Sie Deutsch besser als ich?“ fragte ich sehr neugierig. Seine Antwort liegt auf der Hand: Er war damals ausschließlich mit Deutschen zusammen und hat kaum mehr Türkisch gesprochen – obwohl er mir mit Stolz berichtete, seine Kenntnisse seiner Muttersprache seien immer noch auf sehr hoher Ebene.
Drittens: Hmmm. Nein, es gibt nur die obigen zwei Gründe.
Die Erkenntnis, dass ich die äußersten Grenzen meiner Möglichkeiten in dieser Fremdsprache erreicht habe, hat mich verständlicherweise hart getroffen und ist für mich natürlich nicht ohne Folgen. Ich gedenke daher – mit Ausnahme dieses Blogs (oder vielleicht wenn ich mal einen Auftrag bekomme) – fortan nur noch in englischer Sprache zu schreiben. Gut möglich, dass ich beim Sprachbloggeur auch englischsprachige Seiten anbringen werde. Das weiß ich aber noch nicht.
Die wichtigste Frage lautet natürlich: Komödie oder Tragödie das Leben des Sprachbloggeurs?
Komödie natürlich! So ernst nehme ich mich auch wiederum nicht, dass ich zu jammern anfangen möchte.
Nein, liebe Lesende des Sprachbloggeurs: The best is yet to come…
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