Wie ist es, wenn einem der Kopf abgeschlagen wird? Das Schlimmste ist das Warten. Auch die Mutigsten sind vor dem Erlebnis des Terrors nicht gefeit.
Wir kommen auf dieses Wort „Terror“ wieder zurück.
Immerhin ist die Sache schnell wieder vorbei – meistens. Zum Beispiel beim Guillotinieren. Kaum nimmt man das Rauschen des Fallbeils wahr und zack! ist der Kopf schon ab. In merry old England streckte man den Hals in den klobigen Richtblock. Im Nu tat die wuchtige Axt das Übrige. Bei den heutigen Saudis geht’s leider nicht immer so reibungslos vonstatten. Ist der Henker flink und präzise und das Schwert rasierklingenscharf, dann fliegt der Kopf vom Leib wie der Golfball von der Abschlagstelle. Hat der Henker einen schlechten Tag, dann hackt er rum, als wäre er auf Mäusejagd. Schwer zu sagen, was der Gehenkte von dieser Unkonzentriertheit mitbekommt.
Die Daesh-Halsabschneider sind selbstverständlich anderen Kalibers. Sie sägen langsam wie an einem Ast – und wahrscheinlich mit Absicht, um durchs mitgedrehte Video besser zu terrorisieren. Denn für sie sind Angst und Schrecken Programm.
Nun sind wir wieder beim Terror gelandet – ein Thema, das mich beschäftigt, seitdem sich die Nachricht mitbekommen habe, dass die Saudis schon wieder eine halbe Kohorte von Delinquenten hingerichtet haben, manche natürlich durch das Schwert. Einige der Verurteilten seien „Terroristen“ gewesen, haben sie behauptet. Im Iran sorgte insbesondere die Exekution eines oppositionellen Geistlichen der schiitischen Minderheit in Saudi Arabien für Furore. Dem sunnitischen Königreich galt dieser lange als Dorn im Auge. Auch er bekam das Etikett „Terrorist“.
An dieser Stelle möchte ich nicht spekulieren, ob er einer war oder nicht. Fest steht jedenfalls: Die Iraner waren mächtig sauer. Doch auch sie richten auf laufendem Band eigene „Terroristen“ hin. Nicht selten zählen diese zur eigenen sunnitischen Minderheit.
So einfach ist es: Beide Seiten in diesem langwierigen Glaubenskrieg im Nahe Osten bezeichnen ihre ideologischen Feinde mit Vorliebe als „Terroristen“.
Obernazi Hermann Göring hätte vielleicht gesagt: „Wer Terrorist ist, bestimme ich.“
Auch die schlimmsten Terroristen haben ihre Fans. So, z.B., die Jungs, die in Paris im November wahllos mordeten, oder die Mörder der Zeichner des Charlie Hébdo, Osama, Dschihadi John, der Kindermörder in Toulouse usw. Die Internetforen der Verschwörungstheoretiker sind voll mit wohlwollenden Bekundungen der Zujubelnden. „Krass, man, das waren alle kuffar“ usw.
Liebe junge Leute, auch die Deutschen haben im 2. Weltkrieg Partisaner und sonstige als Terroristen hingerichtet, einfach weil sie anderer Meinung waren. Heute murksen fleißige Chinesen diverse Tibetaner und Uiguren als Terroristen ab. Et cetera.
Aber nun zum Sprachlichen. Wissen Sie, wieso Terroristen so heißen? Wenn ja, dann kennen Sie höchstwahrscheinlich nur ein Teil der Antwort.
Klar. Ein „Terrorist“ ist jemand der „Terror“, also „Schrecken“ verbreitet. Wer „Terror“ sät, der „terret“, zumindest auf Lateinisch. Das Wort „terrere“ bedeutet „erschrecken“. Aber wissen Sie, warum es „erschrecken“ bedeutet?
Hinter dieser Vokabel steht das Wort „terreus“, zu Deutsch „aschen“. Und hinter „terreus“ steht das Wort „terra“. Jawohl, wie in „terra firma“. Land. Erde. Boden. Ich weiß es nicht. Vielleicht war der Boden im alten Rom oder wo auch immer aschfarbig. Wenn einer einen anderen „terret“, eigentlich veranlasst er, dass der andere aschfarbig wird. Irgendwie einleuchtend. Aber deshalb jemandem den Kopf abschlagen?
Nebenbei: Das Wort „Guerrilla“ (sprich „Ger- ilja“) ist kein spanisches Wort, zumindest nicht ursprünglich. Es entstammt der katalanischen Sprache und bezeichnete die Kämpfer, die gegen Spanien Krieg führten. Das ist aber eine andere Geschichte….
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