Es ist Abend…
Mietwagen: (die Stimme klingt nicht blechern) Guten Abend, bitte legen Sie Ihren Daumen auf den Scanner.
Sprachbloggeur: (ich lege meinen Daumen auf den Scanner) Scheißmaschine.
Mietwagen: Willkommen, lieber Sprachbloggeur. Haben Sie bitte einen Augenblick Geduld, bis das System hochfährt.
Sprachbloggeur: Scheißmaschine.
Mietwagen: Warum reden Sie so mit mir? Sind Sie mit mir unzufrieden?
Sprachbloggeur: Im Gegenteil. Du fährst viel konzentrierter als ich, und dein Sehvermögen ist am Abend viel besser als meins. Ich muss mich um nichts kümmern. Aber du bist bloß eine Maschine. Ich komme aus einer Zeit, als nur im Kino Maschinen in der Lage waren, Gespräche mit Menschen zu führen, die so täuschend echt klangen.
Mietwagen: Das tut mir leid. Haben Sie sehr gelitten, dass Sie in so einer Zeit lebten? Jetzt verstehe ich Ihre missmutige Laune. Sie wissen schon: Die Vergangenheit wirft einen langen Schatten. War immer so.
Sprachbloggeur: Hör auf mit dem Gefasel. Ich muss in die Baaderstraße 13.
Mietwagen: Haben Sie bitte einen Augenblick Geduld, während ich meine GPS-Dateien vergleiche. (Pause) Verzeihen Sie, ich finde keine Badderstraße. Haben Sie vielleicht Baaderstraße gemeint? Ich stelle fest, dass Sie Deutsch mit einem fremden Akzent reden. Sind Sie möglicherweise Engländer oder Amerikaner? Sie wissen mit Sicherheit, lieber Herr Sprachbloggeur, dass im Deutschen der Gebrauch eines langen und eines kurzen „A“ sinnverändernd ist. Would you prefer me to address you in English?
Sprachbloggeur: Scheißmaschine.
Mietwagen: Warum reden Sie mit mir so, wenn die Unzulänglichkeiten ganz offensichtlich die eigenen sind? Das ist wirklich nicht gerecht von Ihnen. Sie sollen froh sein, dass ich in der Lage bin, Ihnen eine so vielfältige Hilfe zu bieten.
Sprachbloggeur: Genug geredet. Fahr los.
Mietwagen: Ich sehe, dass sie in der Baaderstraße ein Restaurant besuchen, das bei uns offensichtlich keine Werbung abonniert hat. Schade. Darf ich Ihnen einige hübsche Alternativen empfehlen?
Sprachbloggeur: Nein, das darfst du nicht. Ich treffe mich dort mit Freunden.
Mietwagen: Wenn Sie mir die Namen Ihrer Freunde anvertrauen, könnte ich sie gleich benachrichtigen. Ich wüsste, zum Beispiel, einen sehr charmanten Chinesen mit besten Bewertungen. Und es ist obendrein um einiges preiswerter als Ihr Restaurant.
Sprachbloggeur: Jetzt reicht’s. Fahr los, oder ich ziehe dir die Strippe.
Mietwagen: Verzeihen Sie, wenn ich Sie daran erinnere. Ich bin nicht Ihr Eigentum. Ich bin Mietwagen. Außerdem können Sie mir die Strippe, wie Sie sagen, nicht ziehen. Dazu muss man auf eine besondere Art technisch versiert sein. Ich hoffe, ich bin Ihnen nicht zu nahe getreten.
Sprachbloggeur: Hör mal, du Computerspiel auf Rädern, fahr in die Ba-a-a-derstraße 13. Und zwar sofort
Mietwagen: Ich sehe, dass Sie den Rabattpreis gebucht haben. Ich habe also das Vergnügen, Ihnen unsere neuesten Angebote zu präsentieren. Interessieren Sie sich vielleicht für ein neues Phone? Oder vielleicht E-Bücher. Bitte drucken Sie Ihre Präferenzen aufs Display. Wenn ich erinnern darf: Heute ist Cybermontag. Die Preise sind ebenso schillernd wie am Black Friday. Langen Sie nur zu, lieber Herr Sprachbloggeur. Schauen Sie aufs Display. Diese Preise finden Sie nicht so schnell wieder.
Sprachbloggeur: Fahr endlich los, bitte!
Mietwagen: Na endlich. Sie haben das Zauberwort gesagt.
Sprachbloggeur: Zauberwort? Und das wäre?
Mietwagen: Bitte, natürlich. Also, ab ins Restaurant, lieber Kunde…
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