Haben Sie Lust, ein spannendes Buch oder Drehbuch zu schreiben, das das Zeug zum Bestseller oder Blockbuster hat? Dann sind Sie hier richtig. Heute erfahren Sie das Wichtigste zum Thema – kostenlos und compliments of the Sprachbloggeur.
Zuerst aber eine kurze Anekdote über einen Film, den ich, als ich vor vielen Jahren noch ein Frischling in Deutschland war, kennengelernte.
Er hieß „Fasching“ und wurde 1939 in Deutschland S/W gedreht. Die Geschichte ist äußerst simpel: Zwei Menschen, ein sympathischer junger Mann und ein hübsches Fräulein, lernen sich im Zug nach München kennen.
Es funkt heftig zwischen ihnen, und sie führen anfangs schüchterne Gespräche miteinander. Da sie beide „Preißn“ sind, kennen sie sich in München nicht aus. Das wird erhebliche Konsequenzen haben. Denn kurz vor der Ankunft in der „Hauptstadt der Bewegung“ drücken sie den Wunsch aus, sich wiederzusehen. (Von „Hauptstadt der Bewegung“ erfährt man im Film übrigens nichts. Die damaligen Unterhaltungsfilme haben es tunlichst vermieden, Hakenkreuze und dergleichen darzustellen. Das hätte wollen das große Kotzen zur Folge gehabt).
Doch zurück zu den Frischverliebten. Wo sollen sie sich verabreden? Nun erspähen sie im Zug ein nettes Lichtbild der Mariensäule am Marienplatz. Am folgenden Tag wollen sie sich dort treffen. Soweit so gut. Gell?
Leider nicht. Denn morgen ist ausgerechnet Faschingsdienstag, und am Marienplatz wird die Hölle los sein. Tausende werden rumjauchzen und umeinanderhopsen. Wir Zuschauer sehen die hübschen Verliebten, wie sie am Faschingsdienstag am Marienplatz vergeblich nach einander suchen, bis sie endlich von der Menge rumgeschoben und trotz aller Bemühungen in verkehrte Richtungen weggeschwemmt werden. Alles sehr traurig.
Nun wird’s brenzlig: Der nette junge Mann und das holde Fräulein erleben allerlei gefährliche Abenteuer – inklusive versuchte Verführungen durch herzlose Don Juans und liederliche Weibsbilder. Allem zum Trotz halten sie sich aber weiterhin wacker und keusch. Vom jeweils anderen aber: keine Spur. Trotzdem meinen es die Götter gut mit ihnen. Im Wirrwarr des Münchener Fasching verirren sie sich ins Künstlerviertel Schwabing und befinden sich beide – welch Zufall! – auf derselben wilden Feier. Dann passiert es: Kurz vor dem Kehraus (oder war es kurz danach?) finden sie sich wieder. Ein Kuss, die Liebe und natürlich Happy End.
Eine rührselige Geschichte. In Hollywood heißt sie: „boy meets girl, boy loses girl, boy finds girl.“ Nebenbei: Schon die Griechen und die Römer kannten diese Handlung. Noch heute kann man sie in lauter spannenden Romanen der Antike, z.B. „Daphne und Chloe“, „Die Waffen des Eros“ oder die „Äthiopika“, lesen. Die Geschichte geht immer gut aus, trotzdem liest man bis zum Schluss – wie gebannt. Für happy Ends sind wir wohl vorprogrammiert.
Ihr Blockbuster oder Bestseller soll aber trotzdem eine andere Basis haben, die noch spannender sein wird als boy meets girl usw. Ihr Buch soll die älteste Geschichte überhaupt erzählen: den Heldenmythos.
Was ist ein Held? Jeder ist ein Held, der in der Kindheit in irgendeiner Form gelitten hat, der auch maßgeschnittene Qualitäten hat, der diverse Widrigkeiten und Herausforderungen zu überwinden hat und der irgendwie am Ende siegt – auch wenn der Schluss traurig wird. Der Heldenmythos ist nämlich die Geschichte eines jeden Menschen. Deshalb ist er so beliebt. Übrigens: „Boy meets girl“ ist nur ein Teil des Heldenmythos.
In den 1930er Jahren nahm der englische Gelehrte Lord Raglan in einem Buch mit dem Titel „The Hero“ verschiedene Figuren aus der Mythologie und der Geschichtsbücher unter die Lupe, um ihre Qualitäten als Helden zu erforschen. Ödipus, Theseus, Joseph, Mose, Siegfried, König Arthur, sogar Jesus zählten zu ihnen, und alle bestanden die Prüfung. Wohl deshalb lesen wir sie so gern über sie! Auch Computeraktionspiele geben Heldenmythen wieder. Und denken Sie an Filme wie „Herr der Ringe“, „Superman“, „Harry Potter“, „Lara Croft“ und „Mad Max“ – alles Heldengeschichten. Verstehen Sie, was ich meine?
Nein, ich will hier keine Doktorarbeit schreiben, lediglich Ihnen ein paar Tipps geben, wie man Bestseller und Blockbuster schreibt. Weitere Details vielleicht ein anderes Mal.
Übrigens: Es gibt auch Geschichten, die nicht von Helden erzählen. Sie werden aber meistens von armen Schluckern, Idealisten und Humoristen geschrieben und werden nur selten Beststeller. A word to the wise.
Add new comment