Fangen wir mit einer neuen englischsprachigen Vokabel an, deren Gebrauch gute Englischkenntnisse bescheinigen wird.
Ich selbst habe sie erst letzte Woche zur Kenntnis genommen. Sie lautet: „mansplaining“.
Es handelt sich um ein „Portmanteau“, d.h. ein Wort, das aus zwei bereits existierenden Begriffen formiert wird – wie das englische „smog“, aus „smoke“ und „fog“. Oder „Blog“ (nur Zufall, dass sich diese Wörter reimen), dass 1999 aus „web“ und „log“ (wie „Logbuch“) entstanden ist.
„Mansplaining“ (es gibt den Begriff seit etwa 5-6 Jahren) hat die Bestandteile „man“ und „explain“. Wenn ein Mann einer Frau etwas erklären will, wird er gleich zum „Mansplainer“. „Betulich erklären“ wäre vielleicht eine passende Übersetzung.
Aber jetzt zum Hauptthema: Heute geht es um die „Homo-Ehe“. Nirgends hat es in der ganzen Menschheitsgeschichte Ähnliches auf juristischer Ebene gegeben – nicht einmal bei den Apachen. Chapeau, denke ich. Es war bis hin ein harter Kampf – und wird gewissermaßen noch lange einer bleiben. Dennoch stört mich eines an der Homo-Ehe, und zwar etwas Sprachliches: nämlich die Begriffe, die heute verwendet werden, um gleichgeschlechtliche Ehepartner zu kennzeichnen.
Kann sein, dass ich hier nur die Situation im anglo-sächsischen Bereich beschreibe. Ich bin mir ganz ehrlich nicht sicher, ob diese Sache im deutschen Sprachraum anders gehandhabt wird. Wahrscheinlich weil ich zu wenig Reality-TV gucke.
In Amerika jedenfalls – und wohl auch in England – bezeichnet ein Mann, wenn er einen Mann heiratet, seinen Auserwählten als „my husband“, also Ehemann; Frauen stellen ihre bessere Hälfte als „my wife“ vor. Juristisch ist hier nichts auszusetzen. Ich finde es trotzdem unmöglich. Und zwar deshalb, weil die Vokabeln „husband“ und „wife“, eine sehr lange Vorgeschichte haben, die man nicht ungeschehen machen kann. „Husband“ bedeutete einst „Hauswart“. Wenn ein Mann früher heiratete, dann „waltete“ er über ein „Weib“, also „wife“. Kann es eine Ehe mit zwei „Hauswarten“ geben? Ich denke hier freilich rein historisch. Und die „wife“. Sie war einst Untertan. Wenn eine „wife“ eine „wife“ hat, wer ist wem untertan?
Sorry. Für meine Ohren klingen diese Wörter, wenn man sie für die Homo-Ehe übernimmt, beinahe wie Parodie.
Und wie ist es im Deutschen? Wie schon gesagt: Ich schaue zu wenig Reality-TV, um die Frage befriedigend zu beantworten. Nennt ein Mann, der mit einem Mann verheiratet ist, den Angebeteten „meinen Mann“ und eine mit einer Frau verheiratete Frau ihren Liebling „meine Frau“? Ich hoffe nicht. Ich höre jedesmal nur den ganzen Ballast der Geschichte.
Daher plädiere ich für eine andere Lösung, um gleichgeschlechtliche Paare von diesem Ballast zu befreien.
Am schlichtesten fände ich die Vokabeln „Partner“ und „Partnerin“, und für Englischsprachige „partner“. Klingt intim und deutet außerdem auf die Wirtschaftlichkeit der Ehe. Denn nicht zu vergessen: Die Ehe war schon immer eine wirtschaftliche Angelegenheit. Die Liebe spielte schon immer die zweitrangige Rolle.
Mir fällt jedenfalls nix Passenderes ein – weder auf Englisch noch auf Deutsch, ohne dass ich ein idiotisches neues Wort erfinden würde – etwa „Frann“ und „Mau“. Vielleicht fällt Ihnen etwas Besseres ein.
Falls ich mit diesen Gedanken Gefühle verletze, entschuldige ich mich im Voraus. Ich will natürlich niemandem auf den Schlips treten.
Und wenn ich hier meine Meinung kundgebe, bin ich trotzdem kein Mansplainer.
Add new comment