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Aha! So läuft es in der Werbung

Endlich kann ich zwischen Esel- und Ziegenhirn unterscheiden.

Folgendes Exempel: ich gehe auf den Feigenbaum gegenüber vom Gehege zu, weil ich mir eine frische Feige pflücken will. Und ich denke: Wie schön es ist, eine leckere Feige direkt vom Baum holen zu können und dann zu schnabulieren.

In dem Augenblick ein ungewohntes, tiefes Geräusch. Es ist Bêtise die Eselin, die mich die ganze Zeit klammheimlich beobachtet hat, ohne dass ich sie überhaupt registrierte. Sie steht am Zaun und schaut mich sehr intensiv an.

„Chun-unk“ oder „Chua-ap“ oder so ähnlich grunzt sie. Ich finde die passende Schreibart für diese deutliche Botschaft aus der Eselsprache in der Buchstabenschrift nicht.

Es ist aber klar, was das wuchtige Tier will: eine Feige. Meine Feige. Oder irgendeine Feige. Sie ist nicht besonders wählerisch. Hauptsache Feige. Als fürsorgender Mensch kapiere ich gleich und bin bereit, ihr just die Feige, die ich mir gerade gepflückt habe, zu schenken. Beherzt werfe ich diese über den Zaun.

Was macht Bêtise? Nichts. Sie schaut mich noch immer mit großen Kulleraugen erwartungsvoll an. In der Zwischenzeit sind wie aus dem nichts die zwei schwarzweiß gefleckten Ziegen, Becassine und Agathe, aufgetaucht. Sie haben die Szene aus der Ferne verfolgt. Eine der beiden flinken Ziegen, ich vergesse welche, hat die im Gras liegende Feige schon erspäht und augenblicklich verschnabuliert.

Mir tut die träge Bêtise aber leid, und ich will, dass auch sie auf ihre Kosten kommt. Nun werfe ich ihr eine zweite Feige zu. Zielgenau sogar. Sie trifft Bêtise direkt auf der Schnauze, prallt dann ab und fällt neben ihr ins Gras, wo sie im Nu von Agathe schnell aufgegabelt wird.

Bêtise bewegt sich aber nicht vom Fleck, blickt mich nur erwartungsvoll an und grunzt. „Feige“, scheint sie zu sagen, überzeugt, dass eine Feige irgendwie den Weg zu ihrem Maul finden wird.

Wieder werfe ich ihr weitere Feigen – zwei oder drei – zu. Wenn sie ins Gras fallen, sucht sie aber nicht nach ihnen. Es sind vielmehr Becassine und Agathe, die zu Findern werden und dadurch doppelte und dreifache Portionen bekommen.

Endlich aber habe ich verstanden, was ich tun muss. Ich muss selbst zum Zaun – was erfordert, dass ich einen tiefen Graben erklettere, um Bêtise höchstpersönlich eine Feige ins Maul zu stecken. Aber nur eine. Und so geschieht es.

Szenenwechsel…

Jemand hat vergessen, die Gehegetür festzumachen. Bêtise und die Ziegen schlendern durch die Tür und lungern jetzt draußen im Garten. Wie bekommt man die Tiere wieder ins Gehege zurück?

Jeder hat mal von der sprichwörtlichen Sturheit des Esels gehört. Es stimmt. Man kann Bêtise nicht einfach durch gut reden ins Gehege zurückführen – außer vielleicht mithilfe eines dicken Knüppels. Und Ziegen? Sie sind sehr flink, lassen sich nicht so leicht fangen.

Was macht man?

Man holt Feigen! Und siehe da! Die Tiere würden mir jetzt bis zum Ende der Welt folgen, weil ich mit den Feigen ihre Aufmerksamkeit gefangen habe. Innerhalb Sekunden sind sie im Gehege wieder – weil ich das richtige Köder entdeckt habe.

Aha! sog i. So läuft es in der Werbung.

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