Affi geht’s! Buchmesse is! Und ich nehme dies als Anlass, die wichtigsten Benimmregeln dieser Branche den werten Autoren und Verlegern vorzulegen.
Wichtigste Regel freilich: „It takes two to tango.“ Um Tango zu tanzen, braucht man immer zwei. In diesem Fall: „Autoren“ und „Verlage“.
Das Anbaggern, die Annäherung, das gegenseitige Beschnüffeln, die Ablehnungen, die einseitigen Verliebtheiten, die one-night-stands: all dies tanzt bei diesem leidenschaftlichen „Tango“ mit.
Das nur nebenbei. Alles der Reihe nach…
Leitlinien für Autoren
1.) Wenn Sie zu den Prominenten zählen, brauchen Sie nicht weiter zu lesen. Klicken Sie unter „Favorites“ auf „Facebook“. Für alle andere:
2.) Achten Sie darauf: Das Jahr hat zwar ca. 365 Tage, doch für Sie als Autor kommen etwa 21 dieser Tage in Frage, um Kontakt mit einem Verlag zu knüpfen. Wieso nur 21 Tage? Ganz einfach: Im Herbst ist Buchmesse. Für den Autor bedeutet das: Bereits zwei Wochen vor der Buchmesse sind die „Zuständigen“ unerreichbar. Eine Woche nach der Buchmesse ist ebenso schlimm. Alle Lektoren (ich meine selbstverständlich LektorInnen) sind noch dabei, ihre Erkältungen und sonstige Viren auszukurieren. Auf die Buchmesse folgen die Herbstferien und prompt weihnachtet es. Keine Chance also bis kurz nach Dreikönigen, um Ihr literarisches Anliegen darzustellen. Aber dalli dalli, denn nun folgt die Faschingswoche (bzw. Karneval) und dann die Frühjahrsbuchmesse und im Nu ist schon Ostern. Immerhin haben Sie nach Ostern ein paar Tage Zeit, um einen Lektor zu belästigen – wenn Sie Glück haben. Hegen Sie aber keine großen Hoffnungen: Bei ihm (bzw. ihr) ist ohnehin längst landunter und schon ist es Pfingsten und dann Sommer. Ein paar Tage im Juli kommen eventuell in Frage. Aber beeilen Sie sich. Denn den August können Sie vergessen: Ferien. Und dann ist wieder Herbst und Buchmesse.
3.) Ist Ihr „Skript“ (Kurzform für „Manuskript“) griffig und pfiffig? Prüfen Sie dies aufs Genauste. Sonst hört der Lektor nach dem ersten Absatz zu lesen auf. Am liebsten erzählen Sie, dass Sie 17 bis 19 Jahre alt sind und sexy. Behaupten Sie ohne Scham, dass Ihr Buch das üppige und schlüpfrige Leben Ihrer Zeitgenossen üppig und schlüpfrig beschreibt. Das kommt immer gut an.
4.) Gute Chancen haben Sie, den Lektor anzuturnen, wenn Sie sagen, dass Ihr Buch sich für eine „multimediale Darstellung“ eignet. Das wird der Lektor nicht ganz verstehen. Er (bzw. sie) weiß jedenfalls, dass Sie kein Grufti sind.
5.) Für Sachbuchautoren: „How-to“-Bücher sind immer „in“. Gier-Themen sind besonders beliebt. Sie wissen schon: Erfolg mit dem anderen Geschlecht, Pottenz, Geldanlagen und dergleichen.
6.) Achtung Achtung: Niemals selbst auf die Buchmesse mit einer Aktentasche voller „Skripts“ auftreten. Verleger fürchten sich vor unveröffentlichten Autoren. Sie könnten Virusträger sein.
Leitlinien für Verlage
1.) Kaufen Sie sich einen großen Müllcontainer für unverlangte und sonstige „Skripts“.
2.) Vergessen Sie nie: Der Autor ist (wenn kein Promi, oder man den Bestseller nicht sofort wittert) der Feind. Schaffen Sie ihn vom Leib – egal wie. Er will etwas von Ihnen. Bedenken Sie: Ihr Geld und Leumund stehen auf dem Spiel.
3.) Schicken Sie Ihre Vertreter zu den Sortimentern. Die Sortimenter wissen alles. Zu bemerken: Auf keinen Fall dürfen Vertreter das Wort „Amazon“ oder „E-Buch“ in Gegenwart von Sortimentern aussprechen. Lebensgefahr.
4.) Gehen Sie auf Partys, wo Prominenten sind und viel Alkohol fließt. Bearbeiten Sie die Prominenz, bis sie sich bereit erklärt, für Sie einen Bestseller zu schreiben. Fragen Sie die Sortimenter, was sie davon halten (Siehe Leitlinie Nr. 3).
5.) Sagen Sie das Wort „E-Buch“ so oft wie möglich. Ja, jeder weiß, dass es „baba“ ist. Versuchen Sie es trotzdem auch in Sätzen, die eine gewisse Begeisterung an den Tag legen, zu benutzen – auch wenn Sie nicht ganz verstehen, was es bedeutet.
Obige Liste zielt freilich nicht auf Vollständigkeit. Hauptsache Erfolg. Toitoitoi. Viel Glück, sog i.
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Ihr Sprachbloggeur
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