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"Schämen Sie sich nicht…?" (Brief eines Spammers)

(Aus einer fremden Sprache übersetzt):

Lieber Herr Sprachbloggeur,

Fest steht: Sie sind von gestern, und ich bin die Stimme von morgen.

Sie interessieren sich für dröge Themen wie Geschichte (Ja, ja: Wer die Vergangenheit vergessen hat, muss sie wiederholen usw.) und Feinheiten der Sprache. Sie schwelgen in dummen Vorstellungen, die Sie gerne als „Kultur“ preisen und predigen überholte Moralsentenzen.

Ich lese Ihre Beiträge – bisweilen zumindest – vor allem aber diejenigen, die sich mit „Spam“, „Phishing“ und dergleichen befassen. Gelinde gesagt: Sie sind ein Fanatiker, Herr Sprachbloggeur.

Haben Sie jemals darüber nachgedacht, warum wir so darauf erpicht sind, unsere Werbung – meistens in Form von Pseudoleserkommentaren ( ja das gebe ich zu) – auf Ihrer (und auch auf anderen Seiten) zu veröffentlichen?

Nein, Sie haben sicherlich nie darüber nachgedacht. Vielmehr behandeln Sie uns, als wären wir eine ansteckende Krankheit, die es zu vertilgen gilt. Ich gestehe zu: Unsere „Leserkommentare“ sind nur selten ein richtiger Kommentar auf Gelesenes. Sie sind manchmal sogar absurd, dafür auch zuweilen witzig oder schön anzüglich. Dass Sie aber unsere Kommentare gleich löschen, beweist nur eines: Sie sind höchstwahrscheinlich ein Faschist und räumen keinen Platz für die freie Meinungsäußerung ein.

Schämen Sie sich nicht, Herr Sprachbloggeur? Haben auch wir keine Seele? Haben wir keine Gefühle? Sind auch wir nicht aus Fleisch und Blut wie Sie?

In Wahrheit gibt es nur einen Unterschied zwischen Ihnen und uns. Sie bieten das an, was Sie meinen, dem Leser von Nützen sein könnte. Wir hingegen wissen ganz genau, was der Leser will, was ihn weiterbringt. Wir erfüllen Träume. Sie hingegen möchten Träumen mit Ihrer lächerlichen Ironie und moralisierenden Pointen zerstören. Ich frage mich, wie Sie nachts ohne schlechtes Gewissen einschlafen können!

Weil ich ein genaues Gespür für das habe, wonach sich die Menschen im tiefsten Herzen sehnen, bin ich ein wohlhabender Mensch geworden. Das muss was bedeuten. Wollten Sie so schön leben, wie ich es tue, müssten Sie sich von einer Baronin oder einer greisen Gräfin aushalten lassen. Ha! Leute wie Sie tragen die gleichen Schuhe jahrein jahraus und werden zu Stammgästen bei Schustern. Ich kaufe mir neue Schuhe, wenn immer ich will. Die alten verschenke ich einfach weiter, was wiederum zum allgemeinen Wohlstand der Gesellschaft beiträgt. Das ist das wahre „Recycling“. Weltverbessernde Wahnsinnige wie Sie verplappern sich unentwegt, bis alle einschlafen – inklusive ich. Ich handele – ohne viel Gerede.

Ich bin überzeugt, dass Ihnen keine triftigen Argumente einfallen, um das zu widerlegen, was ich hier an den Tag lege. Deshalb folgende Bitte: Künftig alle Kommentare von mir und meinen werten Kollegen pauschal zu veröffentlichen.

Wir sind viel kulanter als Sie. Uns stört es nicht, wenn Sie weiterhin ihre lächerlichen Beiträge publik machen. Wir sind überhaupt nicht so rechthaberisch wie Sie. Wir bitten nur um eins: Lassen Sie Ihre Leser selbst ein Urteil fällen, ob unsere Kommentare für sie wertvoll sind oder nicht. Oder halten Sie sich für den Vormund Ihrer Leser? Hmm?

Geben Sie uns freie Hand, und der Verkehr auf Ihrer Webseite, der ohnehin schon beachtlich ist (keine Ahnung, wieso), wird sich, das verspreche ich, im Nu weiterhin verzehnfachen – wenn nicht noch größer werden.

Oder haben Sie vielleicht Angst vor uns, Herr Sprachbloggeur, Herr von Gestern?

Ich wage folgende Prophezeiung: Wenn Ihr Name eines Tages längst vergessen ist, wird jeder den meinen noch lange kennen. Ich obsiege immer.

Mit aufrichtigem Gruß

Ihr

Sex24free (u. Kollegen)

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