Es wird eng um die Enge – ich meine die englische Enge.
Vielleicht erinnern Sie sich noch an das Hickhack um David Miranda, den Lebensgefährten des Glenn Greenwald, des Mitwirkenden von Edward Snowdon.
David Miranda, ein Brasilianer, war nach einem Aufenthalt in Berlin bei der US-Filmemacherin Laura Poitras (selbst Mitwirkende von E. Snowdon) auf dem Heimweg nach Brasil. Wenn ich mich richtig entsinne, nahm Miranda von Ms Poitras ein USB-Stick oder sonst einen Informationsträger entgegen und steckte es ein.
Dann passierte es: Im Londoner Heathrow wurde David Miranda festgesetzt und neun Stunden lang von der Polizei verhört. Bevor Miranda weiterfliegen durfte, musste er all seine elektronischen Geräte zurücklassen. Darunter – ich zitiere aus einem Interview mit Glenn Greenwald im “Guardian”: “seinen Laptop, sein Handy, diverse Videospielkonsole, DVDs, USB-Sticks, und andere Datenträger (materials)“.
Wer wie David Miranda ein solches Arsenal an E-Geräteschaften besitzt, passt eigentlich ins Profil des ganz normalen abendländischen Endzwanzigers. Ob er außerdem ein Tablett und ein E-Buch-Lesegerät im Gepäck hatte, weiß ich nicht auswendig.
David Miranda ist aber – jedenfalls im deutschem Sinn – kein ganz „normaler“ Endzwanziger. Denn „normal“ bezieht sich im Deutschen auch auf „heterosexuelle“ Menschen. Der Homosexueller Miranda ist, so gesehen, nicht normal.
Und daher meine Behauptung, dass es um die Enge eng werden wird.
Als die Miranda-Geschichte noch „breaking news“ war, hieß es in fast allen deutschen Medien, dass David M. der „Partner“ von Glenn Greenwald sei.
Diese Bezeichnung „Partner“ stammt wohl von Glenn Greenwald selbst. Er teilte dem Guardian nämlich mit, “that my partner David Miranda had been ‘detained’ at the London airport " (dass mein Partner David Miranda am Londoner Flughafen ‘festgesetzt’ wurde).
Aber: „Partner“ bedeutet auf Englisch im normalen Sprachgebrauch normalerweise „Sozius“, „Gesellschaftler“, „Teilhaber“. Kein Wunder, dass ich zunächst an eine geschäftliche Beziehung zwischen den Zweien dachte. Anders das Deutsche, wo „Partner“ doppeldeutig sein kann. Wenn man nur die private Beziehung hervorzuheben will, greift man auf „Lebensgefährten“ zurück.
Nur: Greenwald bezeichnete Miranda aus einem ganz einfachen Grund als „partner“: Weil das Englische noch immer keinen allgemein gültigen Begriff für einen gleichgeschlechtlichen Lebensgefährten hat.
Ich persönlich finde, dass er mit „partner“ eine gute Wahl getroffen hat. Im Zeitalter der homosexuellen Ehe braucht man einen Begriff, um den geliebten gleichgeschlechtlichen Anderen zu kennzeichnen. Wenn ein Mann einen anderen Mann als „husband“ also „Ehemann“ oder eine Frau eine andere Frau als „wife“ („Ehefrau“) bezeichnet, klingt das zu sehr nach Karikatur. „Partner“ hat was Bodenständiges.
Ich bin deshalb überzeugt, dass sich dieser englische Begriff für die „bessere Hälfte“ einer dauerhaften homosexuellen Beziehung durchsetzen wird.
Das wird aber Folgen haben – zumindest für Geschäftsleute. Welcher Englisch sprechende heterosexuelle Geschäftsmann/frau möchte es riskieren seinen/ihre Sozius/ Sozia als „partner“ vorzustellen, wenn das vielleicht in die falsche Kehle gehen könnte? Man wird sich hüten und nach Alternativen suchen – vielleicht „Business partner“. Aber wer weiß.
Typisch: Kaum ist Sex im Spiel, und nichts wird wieder wie früher. Welcher Englisch sprechende sagt noch heute, wenn es ihm lustig zumute ist, dass er sich „gay“ fühlt, es sei denn, dass er wirklich gay ist?
Und Deutsch Lernende achtet auf eure Umlaute – vor allem, wenn ihr eine hohe Luftfeuchtigkeit genießt. Hier Folgendes zum Üben: „Ich mag es schwül.“
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