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Justin Biebers Tätowierungen…das Buch!

Vorstandsvorsitzender: Wurm! Sie wissen, was heute für ein Tag ist, oder?

Wurm: Ist es… mmm… nicht…mmm…Montag? o Herr der Schöpfung.

Vorstandsvorsitzender: Nicht so zögerlich, mein teures Würmchen. Entschuldigen Sie. Ich habe mir eine Freiheit erlaubt, die mir eigentlich nicht zusteht. Sie merken durch diesen Lapsus aber, dass ich bestens gelaunt bin! Ja, natürlich ist es Montag, doch nicht ein beliebiger Montag: Heute ist Cyber-Montag!

Wurm: Seiber-Montag?

Vorstandsvorsitzender: Aber, lieber Wurm, das müssen Sie ja schon selbst wissen! Wozu bezahle ich Sie…

Wurm: …entschuldigen Sie, wenn ich kurz unterbreche, o Herr, aber Sie haben mir mein Honorar seit zwei Monaten nicht mehr überwiesen…

Vorstandsvorsitzender: …Honorar? Ach ja, das stimmt. Wir haben Ihren unzeitgemäßen Angestelltenvertrag in einen schönen modernen freiberuflichen umgeschrieben. Jetzt sind Sie frei! Freuen Sie sich nicht? Na? Ich habe gefragt: Freuen Sie sich nicht?

Wurm: Ja, natürlich.

Vorstandsvorsitzender: Dann ist gut, aber Sie dürfen ruhig etwas lauter reden. Cyber-Montag, lieber Wurm, ist der Tag nach dem schwarzen Freitag. Das müssen Sie ja auch wissen. Oder?

Wurm: War wieder Börsencrash?

Vorstandsvorsitzender: Nein, Sie denken an den Schwarzen Montag.

Wurm: Gab‘s heute ein Börsencrash?

Vorstandsvorsitzender: Ach Wurm, ich sehe, Sie verlangsamen sich allmählich. Zeit vielleicht an den wohlverdienten Ruhestand zu denken, nicht? Wer arbeiten will, muss stets am Ball bleiben: In den USA heißt der erste Einkaufstag nach der Thanksgiving-Feier „black Friday“; ihm folgt „Cyber Monday“. Es ist nämlich der Aufbruch in den Weihnachtssaison! Ist das nicht wunderbar?

Wurm: Ach so, bläkk freidäj und seiber-monndäj. Jetzt verstehe ich.

Vorstandsvorsitzender: Nein, Sie verstehen nichts! Sonst würden auch Sie jauchzen. Schließlich leben wir in einer globalisierten Welt. Das müssen Sie ja wissen – und darum geht es. Aber zur Sache: Haben Sie mir die Vertreterzahlen mitgebracht? Ich möchte die Vorbestellungen für die Weihnachtsbücher anschauen.

Wurm: Jawohl, o Herr der Schöpfung, bitte.

Vorstandsvorsitzender: Danke. Was ist das hier für einen Titel? „Die Evolution der Evolution“?

Wurm: Ein sehr ausführlicher Überblick über die Evolutionstheorien von der Antike bis in die Gegenwart, o Herr. Ich habe es selbst gelesen. Sehr spannend geschrieben.

Vorstandsvorsitzender: Das freut mich für Sie, aber bitte, wer liest außer Ihnen so was? Schauen Sie nur: Es hat 450 Seiten. Papier ist heutzutage nicht gerade billig. Und die Druckkosten!

Wurm: Der Autor behauptet, er habe ein Stück Kulturgeschichte geschrieben, das man nicht in 150 Seiten zusammenfassen kann.

Vorstandsvorsitzender: Sie und der Herr Autor leben offenbar auf einem anderen Planeten. Schauen Sie nur! Knapp 460 Vorbestellungen. Auch die Sortimenter riechen den Braten. Kein Mensch braucht so viel über die Evolution zu wissen. Wer soll sich dafür interessieren? Außerdem: Wir verdienen nichts dran. Im Gegenteil.

Wurm: Er sagt, sein Buch sei ein Longseller, dass man es noch in zwanzig Jahren kaufen und lesen wird.

Vorstandsvorsitzender: Was kümmert mich, was in zwanzig Jahren sein wird. Wir haben momentan Cyber-Montag. Streichen, Wurm, streichen.

Wurm: Wir haben aber einen Vertrag mit dem Autor.

Vorstandsvorsitzender: Vertrag! Werden Verträge nicht auf Papier geschrieben. Streichen. Aussortieren. Wer so ein Buch schreibt, ist ohnehin zu dumm zu klagen. Außerdem habe ich eine Idee für einen Bestseller – nix Longseller. Und Sie werden es mir bis Cyber-Mittwoch schreiben! Ich habe die Idee vom Sprachbloggeur geklaut. Lesen Sie ihn auch, Wurm?

Wurm: Den Sprachbloggeur? Nur manchmal, o Herr. Mir sind seine Sachen zu mühsam. Ich verstehe nicht, worauf er hinaus will.

Vorstandsvorsitzender: Egal, was er will! Ich lese sowieso nur quer. Auserlesen heißt die Devise, lieber Wurm. Auserlesen. Letzte Woche hat unser obskurer Sprachbloggeur eine Glosse mit einem genialen Titel geschrieben. Haben Sie ihn nicht gesehen?

Wurm: Es tut mir leid, aber…

Vorstandsvorsitzender: Na, sehen Sie! Deshalb bin ich der Chef und Sie der…der… Der Titel, Wurm, war „Justin Biebers Tätowierungen“. Genial, nicht wahr!? Von dir will ich jetzt, mein treuer Wurm, ein ganzes Buch zu diesem spannenden Thema. Ich will Bilder, schöne, intime Bilder, viele Bilder! Und Text! Lauter private Enthüllungen! Sie dürfen alles erfinden, wozu Sie fähig sind. Und schnell! Sofort anfangen, bevor ein anderer auf die Idee kommt. Verstehen Sie endlich? Es weihnachtet und die Welt ist grausam.

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