Die Problematik mit der "Problematik"

Hand aufs Herz. Sind Sie ein „Problematiker“? Gehören Sie zu den Menschen, die das Wort „Problematik“ genüsslich über die Zunge flattern lassen, wenn eigentlich nur ein „Problem“ gemeint ist? Zum Beispiel: „Ja, ich kenn die Problematik. Die Irmi findet den Max unerträglich."

Fakt ist: Das Problem mit der Problematik ist weit verbreitet. Es sitzt so tief, dass es selten als solches erkannt wird; es wird hartnäckig verschwiegen und diskret übergangen.

Im Altgriechishen bezeichnete „Problema“ ursprünglich „etwas Hingeworfenes“ und gewann daher die Bedeutung von „Hindernis“. Aristoteles war der erste, der das Wort im Sinne von einer „philosophischen Fragestellung“ verwendete. In diesem Sinn debütierte es auch in der deutschen Sprache des Mittelalters, bis es allmählich in die Umgangsprache als gleichbedeutend mit „Schwierigkeit“ einging.

„Problematik“ ist dagegen ein Lehnwort aus der modernen
Naturwissenschaft. Durch seine Klangnähe zu „Problem“ ist es ganz überraschend in die Umgangssprache hineingerutscht. Laut Duden ist eine „Problematik“, die „Gesamtheit aller Probleme, die sich auf einen Sachverhalt beziehen“. „Etwa: „Die Problematik des Welthungers kann erst dann gelöst werden, wenn korrupte Minister in den Entwicklungsländern aufhören, in die eigene Tasche zu wirtschaften.“

Die Versuchung, Problematik“ sinnesgleich mit „Problem“ zu benutzen, ist freilich unermesslich groß. Das Wort rollt so vornehm von der Zunge und schallt in den eigenen Ohren wie vier Doktortitel. Doch seien wir ehrlich: Auch wenn Sie manchmal Probleme haben, sind das meistens noch lange keine Problematiken.