Warum überhaupt die Rechtschreibreform und deren Reform wiederum? Ganz einfach: Man wollte 1996 mit dem Unlogischen in der Schrift aufräumen. Als Amerikaner habe ich natürlich kein Verständis für diese Maßnahme. Die englische Orthographie besteht nur noch aus Ausnahmen. In der Werbesprache ist man z.B. längst zu „dayz and nites“ übergegangen. Fehler fallen positiv auf.
In Deutschland hat man aber den Duden. Er diente immer als "Bürgerliches Gesetzbuch" der Rechtschreibung. In der Tat war er wirklich Jahrzehnte lang ein zuverlässiges und recht handliches Nachschlagwerk für den Schreiber. Das Erscheinen einer neuen Ausgabe bedeutete lediglich, dass der Duden uns neue Wörter beibringen wollte: etwa "Computer", "Byte", "Detente". Der Duden war wie ein wohlwollender Onkel, der einem stets zu Dienste stand, wenn man ihn brauchte. Auch nach der Wende und der ersten Rechtschreibreform wollte er uns nur helfen, mit der neuen Situation fertig zu werden.
Und nun die Reform der Reform. Zum ersten Mal hat er seine Unzulänglichkeit bloß gelegt. Nicht nur, dass er um ein Fünftel dicker geworden ist (wie jeder, der in die mittleren Jahren hineinrutscht), er räumt jetzt ein, dass er selbst nicht immer weiß, was Sache ist.
Rot gedruckt schreibt Onkel Duden "der leicht Verletzte". Dies entspreche den amtlichen Regeln, lässt er uns wissen. Gelb markiert gibt er aber "der Leichtverletzte" an - als eigenen Schreibvorschlag.
Amtlich heißt es "Imbiss-Stube"; Onkel Duden mag lieber eine "Imbissstube". Das mittlerweile klobige und unhandliche Werk wimmelt vor solchen Ambiguitäten die endgültig beweisen, dass die Orthographie kaputt reformiert worden ist.
Die neue Ratlosigkeit des Duden soll als Mahnmal für Möchtegern-Rechtschreibreformatoren dastehen. Man ist eindeutig zu weit gegangen. Die Natur schlägt zurück. Die Sprache ist schließlich ein organisches Phänomen. Man kann sie nicht nach Belieben umbauen. Die Rechtschreibung einer Sprache entsteht nicht von ungefähr. Sie wächst von allein, wie die Haare auf dem Kopf.
In der neuen "ADAC-Motorwelt" heißt es: Die Zeitschrift werde sich an die Empfehlungen des Dudens halten, auch "wenn sie manchmal unlogisch erscheinen sollten".
Kann man aus einem solchen Satz Hoffnung schöpfen?
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