Der erste coole Mensch dürfte etwa 1946 das Licht der Welt erblickt haben. Ich weiß das so genau, weil das Wort „cool“ in diesem Jahr aus dem Boden gestampft wurde, um einen neuen Stil der Jazzmusik, den „cool jazz“, zu beschreiben. Bis dahin bezeichnete man die besonders modische Musik als – was sonst? – „hot“.
Bald etikettierte man nicht nur die Musik, sondern auch die Menschen, die auf sie abgefahren waren, als „cool“. „Cool“ wurde, wenn ich es im Wortschatz des heutigen Journalismus ausdrücken darf, zum Lifestyle-Wort.
Vor dem Zeitalter der coolen Mitbürger betitelte man diejenigen, die in Punkto „Lifestyle“ einsame Spitze waren – ich spreche natürlich von den USA – , als „hep“. Dieses Wort ist wahrscheinlich in einem schwarzen Milieu etwa 1900 entstanden – manchmal in der Form „hepcat“. Kein Mensch weiß, was es ursprünglich bedeutete. Wer über die wichtigen Dinge des Lebens Bescheid wusste, sagte lediglich „I’m hep“. Damit outete er sich als…cool.
Auch das verwandte „hip“ wurde in diesem Sinne angewandt. „Hippie“, ursprünglich ein Spottwort für „Pseudohepcats“, wird aus dieser Variante abgeleitet. Noch Mitte der 60iger Jahre, d.h. in meiner Jugend, bezeichneten wir solche lahmen Möchtegerne als „Hippie-dippies“. Erst ca. 1966 sollte dieses Wort ein langhaariges Wesen, das Sex, Drogen und Frieden zum Lebensinhalt gemacht hatte, beschreiben. Anfang der 70. Jahre gründete der amerikanische Anarchist Jerry Rubin, die „Youth International Party“. Seine Anhänger nannten sich „Yippies“. Es war nur mehr ein kurzer Sprung zu den „Yuppies“, den „young, urban professionals“ und den „Dinks“ „double income no kids“.
Was Wörter um das „Coole“ betrifft, scheint der deutsche Wortschatz weniger reich zu sein als der amerikanische. Die Bayern ehren zwar den „Bazi“, den „Schlawiner“ (von „Slowener“ hergeleitet) und den „Hund“ – etwa „bist a echta Hund“. Aber das ist noch weit entfernt von „cool“ und Co. Ein „Bazi“ bekennt sich letztendlich zu keiner Lifestyle-Philosophie.
Das englische „tight“, kursiert momentan in der deutschen Jugendsprache im Sinne von „cool“. Etwa: „Du bist ein tighter Turnschuh“ (gleichbedeutend übrigens mit „lässige Socke“). Ich befürchte aber, dass die Deutschen auf einem dem eigenen Mist entwachsenen coolen Wortschatz noch immer warten müssen.
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