„Shoppen rund um die Uhr“. So lautet der neue Traum diverser Politiker der großen Koalition und vor allem der FDP. In den USA freilich längst Realität. „24/7“ nennen wir es in Amerika: täglich 24 Stunden einkaufen und das 7 Tage lang – „shop till you drop“!
Ich behaupte aber, dass der Begriff „Shoppen" nicht mit „Einkaufen“ zu verwechseln ist. Das „Einkaufen“ beschreibt eine volkswirtschaftliche Notwendigkeit. Das „Shoppen“ hingegen zählt zu den neuen „lifestyle“-Wörtern. „Shoppen“ ist lediglich ein terminus technicus (zu Deutsch: „Fachwort“), nicht anders als der Gebrauch im Deutschen von „speed“, wenn zum Beispiel Schumi über seine Rennbahnleistung fachsimpelt, oder „sound“, wenn der Sprecher der Kultursendung im Rundfunk eine neue CD rezensiert.
Irrtümlicherweise glaubte ich lange, dass Wort „Shoppen“ wäre sprachgeschichtlich mit „schöpfen“, oder „schaffen“ verwandt, dass es also einst einen schöpferischen Vorgang schilderte. Leider ist der Sprachbloggeur schwer auf die Nase gefallen. Das englische „Shoppen“ ist vielmehr mit „Schuppen“ (im Altenglischen „scipen“, sprich, „Stall“) versippt, was auch nachvollziehbar ist. Die schnieken Shops auf der Regent Street in London waren ursprünglich bescheidene Schuppen. Im Englischen wird das „shopping“ heute noch meistens für das lebensnotwendige Ergattern von Dingen gebraucht und nicht wie im Neudeutschen als Bezeichnung für eine Suchthandlung im Bezug auf den Konsum. „To shop“ als Zeitwort ist ohnehin eine späte Wortschöpfung.
Sicherlich haben Sie zwischen den Zeilen gemerkt, liebe Blogleser und –leserinnen, dass ich ein bisschen über die neue Konsummentalität, das „Shoppen“, herziehen will, was natürlich mein gutes Recht ist. Dennoch bin ich, zumindest was die Sprachgeschichte betrifft, zum zweiten Mal auf die Nase gefallen. Das Wort „Einkaufen“, das ich händeringend versuche in ein positives Licht zu setzen, kann nämlich selbst keine ruhmreiche Herkunft vorweisen. „Ein-kaufen“ taten die Germanen nämlich beim caupo, Lateinisch für „Kleinhändler“ oder „Schankwirt“. Dieser geschäftstüchtige Mensch begleitete die römischen Legionen bei jedem Auslandseinsatz und betrieb ein kleines, privatisiertes Gewerbe, wo auch germanisches Geld gern gesehen war. Ich befürchte fast, dass man auch bei ihm die Möglichkeit hatte, 24/7 einzukaufen. Liebe Shopper, darf ich Sie im römischen Kaiserreich willkommen heißen.
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