Darf ich vorstellen: Alex. Er ist Graupapagei und befindet sich seit 30 Jahren in der Obhut der amerikanischen Tierpsychologin Irene Pepperberg. Wie jeder weiß, können diese bunten Vögel jegliche Menschensprache nachplappern. Das Wundertier Alex hat einen Wortschatz von etwa eintausend englischen Wörtern. Darüberhinaus ist seine Betreuerin der festen Meinung, dass Alex gewissermaßen „versteht“, was er sagt. Wenn Dr. Pepperberg Alex ein Holzstäbchen vor den Schnabel hält und fragt „What matter?“ (schlechtes Englisch für: „Aus was für einer Materie besteht dieses Ding“), dann antwortet der gescheite Vogel, „Wood.“ Ebenso scharfsinnig erkennt er Kunststoff, Papier, Wolle, Metal usw.
Wenn der verwöhnte Vogel manchmal unausstehlich wird, rügt die Betreuerin mit, „No! Bad boy!“ und geht weg. Was tut Alex? Er antwortet, „Come here, I’m sorry.“
Versteht Alex, was er sagt? Da gehen die Meinungen weit auseinander. Sprachwissenschaftler Noam Chomsky und andere Kollegen betrachten die Sprachfähigkeit des talentierten Federviehs als reine Konditionierung. Mit Recht vielleicht. Dennoch vermag Alex viele Gegenstände nach Größe, Ähnlichkeit, Farbe und Anzahl (bis 6) unterscheiden. Zeigt man ihm einen grünen Schlüssel und fragt: „What color key?“, so antwortet er „Green“. Zeigt man ihm einen roten, antwortet er „Red“.
Ich selbst fühle mich bei dem Gedanken, dass Alex mitdenkt und –redet, in meiner Menschenwürde nicht verletzt und halte die Vorstellung für durchaus plausibel. Ich würde es Alex nur übel nehmen, wenn er den Journalistenberuf ergreifen würde. Er würde bestimmt billiger arbeiten als ich. Und da sind die Verlage wirklich nicht zimperlich. Ich mache mir aber wenige Sorgen, denn ich bin der Meinung, dass Tiere eigentlich nur wenig zu sagen haben.
Zum Beispiel Koko, die sprachbegabte Gorilla-Dame. Seit 1972 wird sie von Dr. Francine „Penny“ Patterson betreut. Mit Handzeichen kann sie etwa eintausend Begriffe mitteilen und versteht um die 2000 englischen Wörter. Was bespricht man mit einem Gorilla? Letztendlich hat Koko nur ein Lieblingsthema: das Essen. Hier eine Kostprobe aus einem Weihnachtsinterview mit Koko, geführt vom US-Radiosender ABC Ende der 90iger Jahre. Die Fragen des Interviewers wurden übrigens von Dr. Patterson in die Zeichensprache übersetzt:
Frage: Was willst du zu Weihnachten?
Koko: Süßigkeiten, Medizin-Süßigkeiten [d.h. Vitamin C], Apfel.
Frage: Wie ist das Leben unter Menschen für dich?
Koko: Menschen gut. Ich durstig.
Frage: Willst du einen Hund?
Koko: Süßigkeiten.
Wie Sie sehen: Kein Bericht vor der Akademie, wie Kafkas Affen einst vortrug. Dennoch darf ich Ihnen fairerweise Auszüge eines philosophischen Gesprächs des Gorillas nicht vorenthalten. Man kann nämlich aus Koko doch einiges hervorlocken, wenn man gewillt ist. Dr. Patterson zeigte ihr einmal ein Bild von einem Gorillaskelett.
Patterson: Lebt der Gorilla oder ist er tot?
Koko: tot, wiedersehen.
Patterson: Wie fühlt sich ein Gorilla, wenn er stirbt: glücklich, traurig, ängstlich?
Koko: schlafen.
Patterson: Wohin gehen Gorillas, wenn sie sterben?
Koko: gemütliches Loch, wiedersehen.
Wiedersehen, liebe Surfer, träumen Sie was Süßes.
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