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Finanzdeutsch

Wissen Sie, warum die Bank “Bank” heißt? Weil die ersten Bankgeschäften im Mittelalter buchstäblich an einem Tisch, Italienisch „banca“, untergebracht wurden. Der Geldwechsel und das Darlehen war die damalige Aufgabe der„Banchieri“, die ihre Kunden wohl manchmal sicherlich über den Tisch gezogen hatten. Doch, wenn die Geschäfte schlecht liefen, so krachte der einst profitable Tisch zusammen. Italienisch ausgedrückt: Man handelte sich eine „banca rotta“ ein.

Es gibt freilich wichtige italienische Banken auch heute. Doch der finanzielle Schwerpunkt unserer Welt hat sich in den letzten 150 Jahren eindeutig in die angelsächsische und amerikanische Sphäre verlagert. Von daher ist das Englische zunehmend die Sprache der Hochfinanz geworden. Als ich 1975 in Deutschland eintraf, hieß der Kundenberater bei der Bank noch „Bankier“, französisch für „Banchiero“. Heute ist er ein „Banker“ geworden.

Zeitungsleser – vor allem der Wirtschaftsseiten – sind am besten über die neudeutschen Finanzformulierungen informiert. Auch die TV-Börsenberichte, die uns mehrmals im Lauf eines Tages den empfindlichen Stand des „Dow-Jones-Index“ und des „DAX“ (Deutscher Aktienindex) fieberkurvenmäßig mitteilen, futtern uns mit immer neuen Begriffen. Etwa: „shareholder value“ – d.h. der Sollwert von Aktien. Höhenflüge von Aktien beglücken die Aktienkäufer („shareholder“) und erhöhen den Wert („value“) einer Firma – zumindest auf Papier. Oder „e-commerce“, also der Handel mit und in dem Internet.

Der Finanzwortschatz erinnert, zumindest in meinen Ohren, an die theologischen Begriffe der mittelalterlichen Scholastik. „Nominalismus“, „Transzendentalismus“ usw., Konzepte, die die Menschen damals in festen philosophischen Schulen fixierten. Seit Mitte der 90. Jahre ist zum Beispiel „benchmarking“ – ein Begriff aus der amerikanischen Vermessungszunft des 19. Jahrhunderts – so ein Wort geworden. Man peilte einst eine Kerbe („mark“) an einer Messbank („bench“) an, um ein zuverlässiges Messresultat zu erzielen. In der heutigen Finanzsprache wird der Begriff „benchmarking“ im Sinne eines messbaren Vergleichs zwischen zwei Produkten verwendet. Man schaut also auf die Dinge seines Nächsten, um damit die eigenen zu bewerten. Auch „Synergie“, einst ein Hippiebegriff mit der schwämmigen Bedeutung, das Ganze sei größer als die Summe seiner Teile, ist zum wichtigen philosophischen Konzept der Hochfinanz geworden. Für Manager ist die Synergie die gezielte Vereinnahmung mehrerer Firmen, um ein großes Ganzes zu formen – eine Art heiliges Fusionieren, könnte man sagen.

Manager: Das sind die Mönche des Postmodernen.

Doch hier ein Wink vom Zaun:,Genießen Sie die neuen Finanzwörter, so lange Sie noch können, liebe Surfer und Surferinnen, denn eines Tages kommt der große „Crash“ ganz bestimmt. Und dann, wer weiß, vielleicht wird die nächste Generation des Finanzwortschatzes Chinesisch sein.

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