Für alles gibt es einen Namen; fehlt er, dann wird halt einer erfunden. Nun wissen Sie das Allerwichtigste über den Ursprung der Sprache.
Ich gebe zu: Ich erzähle hier nichts Neues. Schon in der Bibel heißt es, dass Adam alle Geschöpfe mit Namen versehen habe.
Nein, heute kein Bibelunterricht. Der Anlass für obige Plattitüden ist ein Artikel, den ich am Mittwoch in der International Herald Tribune gelesen habe. Die Überschrift lautete: „Airfares rise even as fuel prices fall“, also „Auch bei fallenden Spritkosten steigen die Flugpreise“. Ich werde Sie mit dem Inhalt des langen Textes nicht quälen. Mich interessiert lediglich ein Begriff, den ich im besagten Artikel entdeckte: „yield manager“. Zu Deutsch vielleicht „Mengenverwalter“ oder „Ergebnisverwalter“.
Was macht ein „yield manager“? Ganz einfach: Er ist derjenige, der die unterschiedlichen Preise für ein und denselben Sitzplatz im Flugzeug berechnet. Sie kennen das Phänomen ganz bestimmt. Wenn Sie nach Sitzplatzpreisen im Flugzeug recherchieren, werden Ihnen oft verschiedene Preise für denselben Platz genannt, je nachdem, ob sie das Ticket im Internet, durch eine Reiseagentur, als Pauschalreise oder bei der Fluglinie buchen. Täglich, wenn nicht stündlich, können sich diese Preise ändern. Es handelt sich hier um eine sehr esoterische Wissenschaft. Dem oben zitierten Zeitungsartikel zufolge sind allein bei Air-France-KLM 120 Menschen als „Yield manager“ tätig.
Mir war dieser Begriff fremd. Google bietet zu meinem Erstaunen über 22.000 Treffer dafür an. Einen „Wikipedia“-Beitrag habe ich allerdings nicht gefunden. Außerdem: Die „yield manager“, so habe ich nun erfahren, sind nicht nur im Bereich der Fluglinien tätig.
Auch die unterschiedlichen Preise für gleiche Hotelzimmer werden von eben diesen Managern hervorgezaubert. Darüber hinaus bin ich im Internet zufällig auf ein Stellenangebot des Verlags Gruner + Jahr gestoßen. Man suchte nach einem „Yield Manager/Inventory Manager“. Der Tätigkeitsbereich dieses Managers wird folgendermaßen beschrieben: „Sie sind verantwortlich für die kaufmännische und technische Abwicklung sowie die Optimierung von Werbekampagnen auf unseren Online-Sites.“ Weiter liest man: „Yield Management, das heißt Steigerung des Umsatzes durch bestmögliche Auslastung des Ad-Inventory.“
Hier geht es wohl um eine nagelneue Vokabel aus dem Managerwortschatz.
Auch im Englischen scheint der Begriff kaum bekannt zu sein. Ich habe mehrere englischsprachige Websseiten entdeckt, die auf die Frage eingehen: Was ist ein „yield manager“?
Nun meine Frage: Handelt es sich um einen Beruf, der wegen der Weltwirtsschaftskrise so schnell wieder verschwinden wird wie nach der Jahrtausendwende der der „Y2K“-Experten, oder schauen wir tief in die Zukunft auf eine Berufsbezeichnung, die geradezu massgeschneidert zu sein scheint für die Wirrnisse einer globalisierten Wirtschaft? Ich habe keine Ahnung.
Noch ein wichtiger Punkt über die „Yield Manager“ aber. Im Deutschen wird dieser Begriff bereits als „Yieldmanager“ zusammengeschrieben. An sich ein logischer Schritt. Doch diese Schreibweise hat zufällig eine zweite Bedeutung: „Yieldmanager“ ist auch der Name eines gefürchteten „Spybot“, d.h., eines Spionagenprogramms, das sich in Form eines „Cookie“ hartnäckig wie eine Zecke in Ihrer Festplatte einnisten kann, um alle wichtigen Passwörter usw. an Internetkriminelle weiterzuleiten. Diese Tätigkeit als „Ergbenis-“ oder „Mengenverwaltung“ zu bezeichnen ist eigentlich recht passend. Vorsicht sei also geboten!
Und vergessen Sie nicht: Der Sprachbloggeur hat Sie als erster vor diesen Managern gewarnt!
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