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Meine Theorie über "endgeil"

Lange habe ich gerätselt, welche Form korrekt ist: "endsgeil“ oder "endgeil“. Zunächst schien mir Erstere die richtige zu sein. Denn meine Söhne und ihre Freunde haben lange nur diese benutzt. Bis ich eines Tages feststellte, dass aus dem "endsgeil“ plötzlich ein "endgeil“ geworden war. Das hat mich stützig gemacht.

"Ends“ bzw. "end“ kann man jedem beliebigen Adjektiv (meistens aber "geil“) als Adverbialpräfix anhängen, um den Sinn des Adjektivs zu verstärken. Falls Ihnen das zu fachmännisch klingt, sag ich’s anders. "End“/“ends“ bedeutet das gleiche wie "sehr“ oder "wahnsinnig“.

Lange habe ich geglaubt, dass "ends“ eine Abkürzung von "vollends“ wäre. Klingt logisch, könnte auch stimmen. In der Jugendsprache (und überhaupt in der Sprache) ist es nicht ungewöhnlich, dass Wörter gekürzt werden. Man will schließlich so schnell wie möglich das Ende des Satzes erreichen.

Als "ends“ zu "end“ wurde, mutmaßte ich eine weitere Verstümmelung des Wortes, um den Redefluss noch einen Tick mehr zu beschleunigen. "End“ lässt sich immerhin schneller sagen als "ends“. In Wirklichkeit, weiß ich freilich nicht, was passiert ist.

Möglich wäre, dass eine gewisse Logik hinter dem Wechsel von "ends“ zu "end“ steckt. Menschen sind nunmal – auch wenn der Schein oft trügt –logisch denkende Geschöpfe. Doch jetzt zu meiner Theorie: Ich vermute, dass sich viele "ends“-Benutzer nie von der Logik dieses Wortes überzeugen konnten. Anders als ich haben sie es nicht von "vollends“ abgeleitet. "End“ hingegen kam den Sprechern dieser Redewendung unendlich logischer vor. Denn es liegt auf der Hand, dass "end“ etwas mit "endgültig“ oder "endlich“ usw. zu tun haben könnte. Man sagt zwar "endgeil“, meint – zumindest in der Stille – etwas wie "endgültig geil“ oder so.

Wie gesagt. Das ist nur eine Theorie. Meine Internetsuche half mir leider nicht , der Sache, auf den Grund zu gehen. Unter Stichwort "endsgeil“ googelte ich 9.730 Treffer. Für "endgeil“ waren es schon 125.000, ein klarer Hinweis also, dass Letzteres momentan um einiges geläufiger ist als Ersteres. Doch nirgends konnte ich etwas über die Herkunft dieser Begriffe finden. Einzig und allein entdeckte ich unter dem Suchbegriff "ends Jugendsprache“ eine sehr knappe Definition, die besagte, "end“ sei gleich "sehr“. Vielleicht können Sie Näheres darüber entdecken.

Nur eins möchte ich hier anschließend erwähnen. Das Wort "end“ wird meines Erachtens nicht zum Erstenmal in der Geschichte der deutschen bzw. der germanischen Sprache schöpferisch eingesetzt. Ich vermute, dass dieses Wort auch vor etwa zwei- oder dreitausend Jahren, ähnlich "poppig“ gebraucht wurde, wie es heute der Fall ist. Sie kennen das Präfix "ent-“, nicht wahr? – wie in "enttäuschen“, "entsagen“, "entwenden“, "entluften“, "entfliehen“ usw. Haben Sie gewusst, dass auch dieses Präfix ursprünglich eine Form von "Ende“ war? Vor langer Zeit war es unter Germanen auf einmal "endgeil“, dieses Wort ganz unterschiedlichen Verben als Präfix hinzuzufügen, um die Idee einer "Trennung“ auszudrücken. Man "verriegelte“ eine Tür, um sie dann zu "entriegeln“. Man "deckte“ etwas zu, um es nachher zu "entdecken“ usw.

Worauf will ich hinaus? Dieses "ent“/“end“, begann wohl einst als eine neue Mode, hat sich aber als Sprachelement dann tatsächlich etablieren können. Mal sehen, wie unendlich geil "endgeil“ ist.

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