Wissen Sie, woher das Wort „Metaphysik“ kommt? Ja genau! So lautet der Titel eines Werkes des griechischen Philosophen Aristoteles.
Aristoteles war in der griechischen Antike sehr bekannt und sehr beliebt. Auch die Römer wurden zu Fans, weshalb das Buch „Metaphysik“ immer neue Auflagen erlebt hat – so ähnlich wie bei „Fifty Shades of Gray“ – bloß über mehrere hunderte, ja tausende Jahre. Vielleicht wird „Fifty Shades…“ ein ähnliches Schicksal beschieden.
Auch frühen muslimischen Gelehrten war Aristoteles bekannt und bewundert. Zum Beispiel Averroes, ein Philosoph im 13. Jh. aus Cordoba in Spanien. Er hat ausführliche Kommentare über Aristoteles geschrieben, die auch ins Lateinische übersetzt wurden und dann Thomas Aquin beeinflussten.
(Später, leider, wurden Averroes u. Co. als Ketzer verteufelt, aber das ist eine andre Geschichte).
Doch zurück zur „Metaphysik“ und zu meiner Frage.
Aristoteles hatte, bevor er sein „Metaphysik“ verfasst hatte, ein Werk über die Physik geschrieben. Dies handelte von den Phänomenen der physikalischen Welt. Etwa: von der Natur und allem, was die Natur von sich sonst gibt.
Erst später hatte er wohl die Idee, eine Studie über Dinge zu schreiben, die der physikalischen, also der natürlichen Welt, fremd waren: über Sachen also, die mit Denken, mit Göttern, mit Geist und Seele zu tun hatten.
Eigentlich weiß man nicht, ob die Schriften des Aristoteles überhaupt Bücher waren, oder ob es sich bei diesen Texten lediglich um seine Vortragsnotizen für Seminare handelte.
Egal. Eins weiß man mit Gewissheit: Aristoteles gab diesem Buch bzw. dieser Vortragsreihe über die „Metaphysik“ den Titel „Metaphysik“ aus einem sehr praktischen Grund: weil er diesen Text auf sein Bücherregal neben sein Werk über die „Physik“ stellte.
„Metaphysik“ bedeutet nämlich auf Griechisch: „neben der Physik“.
Komisch manchmal, wie die Dinge zu ihren Namen kommen.
Eigentlich hatte ich die Absicht, über ein anderes Thema zu schreiben: und zwar über metaphysische Begriffe in der deutschen Sprache.
Nein, ich hatte nicht vor, hier eine Doktorarbeit zu schreiben, sondern lediglich darauf hinzuweisen, dass die deutsche Sprache ungeeignet zu sein scheint, Metaphysisches sprachlich zu erörtern. Ja, ich weiß: Kant, Hegel, Husserl, Heidegger, Schopenhauer, Jaspers und wie sie alle heißen. Alle haben sich über dieses Thema reichlich ausgetobt.
Auch wenn ich weder Philosoph noch Student der Philosophie bin, fühle ich mich dennoch berechtigt, über den dürftigen Wortschatz in der dt. Sprache auf diesem Gebiet zu berichten.
Das Wort „Geist“, zum Beispiel. Sagen Sie mir bitte, was dieses Wort bedeutet? Ich helfe Ihnen. „Geist“ ist im Deutschen ein Mischmasch aus lauter verschiedenen Konzepten, die nicht immer zusammenpassen.
Manchmal heißt es „Intellekt“. Jemand ist „geistreich“ oder hat einen „Geistesblitz“. Das würde man allerdings ins Englisch mit „mind“ oder ins Lateinische mit „mens“ (wie „mental“) übersetzen.
Doch manchmal sagt man „Geist“ und meint das, was die Römer „spiritus“ nannten. Z.B: „heilige Geist“ oder (manchmal) „geistig“.
Noch dazu darf man „Geist“ nicht mit „Seele“ verwechseln. Manche sehen da allerdings keinen Unterschied, Manche hingegen meinen mit „Seele“ ein exotisches Brötchen!
Nebenbei: Englisch „soul“ („Seele“) klingt wie englisch „sole“ („Schuhsohle“)…
Aber genug der Metaphysik für heute…
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