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Rawdoggen für Anfänger

Nun stelle ich fest, dass ich ein Rawdogger bin.

Kennen Sie den Ausdruck? Ich erst seit ein paar Tagen, obwohl ich Englisch Muttersprachler bin. Ich musste erst Onkel Google fragen. Er weiß alles.

„Raw“ ist gleich „rau“ und „roh“. „Dog“ ist ja…“dog“. Kennt jeder diese Vokabel, auch wenn die Englischkenntnisse dürftig sind.

Doch, ein rauer bzw. roher Hund? Was soll denn das?

Onkel Google zufolge bedeutet dieser Begriff in erster Linie einen, der Geschlechtsverkehr ohne Kondome hat. Will heißen: Der „Hund“ befindet sich im „rohen“ (eher roh als rau – denke ich) Zustand. Der „Hund“ ist also dadrinnen wie der liebe Gott ihn erschaffen hat…oder so ähnlich.

Im übertragenen Sinn: Der Mann trägt keine Kondome. Nachvollziehbares Bild.
Für mich als Englisch Muttersprachler klingt „rawdogger“ in diesem Sinn äußerst derb und entstammt mit Sicherheit der männlichen bzw. macho Ecke.

Das überrascht mich. Denn heute soll der Mann nicht als Macho auftreten. Oder? Das sagt man jedenfalls. Kann es sein, dass manche Frauen dennoch auf macho Männer stehen? Doch das ist eben eine andere Geschichte.

Ich vermute, dass dieser Begriff – im sexuellen Sinn – die Schöpfung eines erfinderischen männlichen Wesens ca. zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre alt war. In diesem Alter ist der junge Macho besonders energisch und angeberisch. Alte Knacker machen sich lächerlich, wenn sie so einen Spruch von sich geben.

Ist dieser Begriff ursprünglich im schwarzen Milieu beheimatet? Das war mein erster Gedanke. Denn viel Slang kommt aus dieser Ecke. Wenn ja, würde das bedeuten, dass „dog“ auch mal im Sinne von „Penis“ gebräuchlich ist. Onkel Google verneint meine Vermutung. Ihm zufolge ist „dog“ – wie im Deutschen – eine abwertende Beschimpfung für „Mann“. Manchmal aber sage man „dog“ und meint damit „Kumpel“.

Als Verb habe ich allerdings „to dog“ entdeckt, eine Vokabel, die „Sex haben“ bedeutet. Dies scheint aber eher in Großbritannien gebräuchlich. Heißt das, dass England auch die Heimat des „rawdog“ ist? Keine Ahnung. Fest steht nur: „Rawdoggen“ hat sich inzwischen im Deutschen eingebürgert.

Seit wie langem, weiß ich nicht. Letztens wird in diversen Zeitungen und Zeitschriften Berichte darüber geschrieben. Die Medien werden zunehmend lifestylig getrimmt.

Neues gibt es aber im Punkto „rawdog“ und „rawdoggen“ zu sagen. Der Sinn dieses Wortes hat sich nämlich inzwischen radikal verändert, so dass es auch für alle Menschen brauchbar wäre.

Ein „Rawdogger“ bezeichnet nunmehr jemanden, der sich ohne jegliche Annehmlichkeiten auf langen Reisen begibt. Kein Handy, kein Notebook, keine Musik im Ohr, auch keine Gespräche im Flugzeug mit fremden Menschen. Lediglich das raue Erlebnis des Reisens.

„Rawdoggen“ ist also zu einer Art persönlichen Herausforderung geworden. Zu einer Meditation quasi. Ganz ehrlich verstehe ich die Aufregung nicht. Früher war das Reisen ohnehin ein „Rawdoggen“. Es gab weder Phones noch Laptops, Ohrknöpfe usw. Und das Gespräch mit dem Sitznachbarn war ohnehin meistens dröge, weshalb ich es vermied, indem ich die Augen zumachte.

Aber egal. Die einfachen Dinge sind offensichtlich wieder in Mode. Vielleicht ist das was Gutes. Man will sich als Abenteurer oder Helden verstehen, wenn man ein paar Stunden ohne irgendeine Infodröhnung auskommt. Held bleibt aber Held.

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