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Du du du…oh du du du

Wortspiele waren schon immer meine Sucht, was meine Frau manchmal weniger begeistert. Ich kann aber nichts dafür. So kam ich auf die Welt.

Ja, und gerade fällt mir schon wieder ein Wortspiel ein: Du oder don’t.

Hahaha, sagen Sie. Oder vielleicht nicht. Vielleicht fragen Sie sich: Was schreibt der Sprachbloggeur schon wieder für ein obskures Zeug?

Schon gut, ich weiß; ich bin unverbesserlich. Ich habe nämlich zwei Sprachen kombiniert und erwarte, dass Sie den tieferen Sinn heraushören.

Tieferer Sinn? Mensch, was denkt da der Sprachbloggeur? Sein Wortspiel hat weder Tiefe, noch besitzt es etwas wie einen Sinn.

Ich wiederhole: Du oder don’t. Und fakt ist: Manchmal bevorzuge ich das „don’t“.
Manche Leser haben schon erkannt, wohin die Reise. Es geht…schon wieder…um eins meiner Lieblingsgezeter: um die rapide Ausbreitung des „Du“ im Deutschen auf Kosten des „Sie“.

Ich war nämlich jüngst in einem skandinavischen Land. Es ist aber egal, welches. Denn alle haben sich schon lange des „Sie“ entledigt. Man hört in diesen Ländern nur noch „dududu“. Außer man redet in der Mehrzahl. Da heißt das Pronomen anders.

Das heißt: Das schöne „Sie“ ist beinahe ganz aus den skandinavischen Sprachen verschwunden. Vielleicht nicht ganz. Denn vor ca. 13 Jahren hat mir nämlich jemand berichtet, dass im Dänischen Touristen noch immer gesiezt werden. Oder hat dieser „jemand“ nur deutsche Touristen gemeint? Hab ich leider vergessen.
Doch auch wenn es schon mal so war, bin ich sicher, dass auch diese letzte Festung des Siezens längst erobert wurde.

Neulich haben wir, d.h., meine Frau und ich, ein neues Schlafsofa bestellt. Am nächsten Tag erreichte uns folgende Mail:

„… VIELEN DANK FÜR DEINE BESTELLUNG!

Wir möchten dich bitten, den noch offenstehenden Betrag in Höhe von XY € unter dem Verwendungszweck „xxxxxxxxxx“ auf folgendes Konto anzuweisen…etc.

Daraufhin habe ich mich gleich per Mail über die Umgangsform in 2. Person beschwert. Der nächste Streich folgte beinahe unmittelbar:

HEJ! Vielen Dank für deine Nachricht.

Wir haben diese erhalten und werden uns innerhalb von ein bis zwei Werktagen bei dir melden, um deine Anfrage zu beantworten…usw.

Nach einem oder zwei Werktagen kam die „echte“ Antwort. Eine Firmenmanagerin in Berlin erklärte mir wohlwollend, dass das Duzen typisch für die nichthierarchische Art der dänischen Kultur sei, dass wir alle gleich seien…etc.

Daraufhin erklärte ich in einer ausführlichen Mail, dass sie ihr Produkt in Deutschland und nicht in Dänemark verkaufe usw. Seitdem bekomme ich Mails von der Firma, die auf meinem hierarchischen Geschmack getrimmt sind.

Bin ich ein alter Nörgler? Oder geht etwas doch verloren, wenn man in Deutschland aufhört „Sie“ zu sagen? Microsoft, Google, Apple, Meta, Mediamarkt, Notebookbilliger usw. sind längst zum „Du“ übergegangen – außer in den AGBs. Da wird strengst gesiezt.

Vorsichtig: Man trachtet nach dem kostbaren „Sie“. Sie werden „Sie“ vermissen, wenn er fehlt. Glauben Sie mir: Sein Überleben ist bedrohter als Sie vielleicht meinen.

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