Jetzt weiß ich nicht mehr, was ich glauben soll. Das meine ich wörtlich.
Im Wartezimmer beim Arzt las ich in meiner Zeitschrift ein sehr langes Interview mit einem Kardinal. Dessen Name spielt hier keine Rolle. Fest steht nur. Er benutzte die Vokabel „Gott“ abermals (klingt beinahe wie „Abendmahl“), was man von einem Kardinal freilich erwartet.
Plötzlich fiel mir ein, dass ich keine Ahnung habe, warum Gott in der deutschen Sprache „Gott“ heißt. Woher kommt dieses Wort? Lateinisch „deus“, Griechisch „Zeus“, Sanskrit „deva“ sind miteinander verwandt und bedeuten alle ursprünglich etwas wie „leuchtend“ „scheinend“ usw., was nachvollziehbar ist. Sicherlich ist auch „dies“ (lateinisch für „Tag“) auch damit verwandt. Wie auch „Tag“ (Englisch „day“). Alle haben etwas mit einem Leuchten zu tun.
Aber „Gott“? Woher kommt er? Nein, damit stelle ich keine theologische Frage. Ich bin einfach neugierig, endlich herauszufinden, warum man auf Deutsch „Gott“ oder auf Englisch usw. „God“ sagt.
Die Antwort wird überraschen.
Denn „Gott“ ist mit „gießen“ verwandt – zumindest auf Deutsch aber auch in anderen germanischen Sprachen. Bei den alten Germanen war von „Gott“ oder den „Göttern“ nie die Rede. Um den Begriff „Gott“ auszudrücken, sagten die Altgemanen „regin“, was „Regierender“ bedeutet. In der Mehrzahl hießen die Götter „ragna“. „Ragnarök“. sagte man im Altnordischen und meinte damit „Götterdämmerung“. „Rök“ ist „Dämmerung“ – mit „Rauch“ verwandt.
Und jetzt kehren wir wieder zum „Gießen“ zurück. In der gotischen (und vermutlich auch in den verwandten germanischen) Sprachen, die vor zweitausend Jahren im Umlauf waren, nannte man ein „Opfer“ ein „Gegossenes“. In den damaligen Sprachen klang diese Vokabel in etwa wie „Gott“.
Leider weiß ich nicht, wie eine Opferzeremonie damals vor sich ging. Wahrscheinlich aber wurde etwas auf das zu opferndes Tier (oder Mensch?) gegossen. Etwas Heiliges wohl.
Eines Tages stießen die Germanen auf die Christen. Natürlich erfuhren sie alsbald, dass diese Christen, einen geopferten Menschen als Gott anbeteten. Klar, dass sie dieses Opfer als ein „gott“ verstanden.
Da die Germanen damals viele Gottheiten kannten, waren sie auch bereit, eine neue auf ihre Liste zu setzen. Diese nannten sie logischerweise „gott“, wortwörtlich „Opfer“.
Doch als die Germanen nach und nach selbst zu Christen wurden, beteten auch sie diesen „Gott“ an. Allmählich veränderte sich der Sinn des Wortes.
Nun wissen Sie alles, bzw., so viel wie ich über dieses Thema.
Es bleibt uns jetzt nur noch etwas über den „Glauben“ zu erzählen. Und damit kommt die nächste Überraschung.
Dieses Wort „Glauben“ hieß früher so ähnlich wie „ge-lauben“. Erkennen Sie Bekanntes? Jawohl. Das Wort „Laub“ wie bei den „Blättern“ ist hier gemeint.
Meiner Quelle zufolge, dem Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache von Kluge, einem respektierten Nachschlagwerk, behauptet dass man mit „Laub“ früher auch das Futter meinte, das man den Tieren zu fressen gab. Da man durch das Futtern bei den Tieren Vertrauen zu erwecken vermochte, sagte man, man habe die Tiere „gelaubt“.
Also wurden die Tiere „gläubig“.
Ja, so steht es bei Kluge. Doch dann recherchierte ich die Sprachgeschichte des Englischen „believe“, einer Vokabel, die mit „glauben“ verwandt ist. Hier stand aber nichts über das Wort „leaf“ als Ursprung eines Wortes „beleaf“. Stattdessen erfuhr ich, dass das „liev“ in „believe“ mit dem altenglischen „lief“ (mit dem dt. „lieb“ verwandt) zusammenhängt.
Ich habe natürlich keine Ahnung, wer nun in dieser Glaubensfrage recht hat. Alles vielleicht bloß Informationsaberglaube.
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