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Von Schicksal und Zufall

Haben Sie Ärger oder Sorgen? Dann sind Sie hier richtig. Was für ein Zufall, könnte man sagen.

„Zufall“? Das sagt man, wenn Ihnen etwas zufällt, etwas womit Sie kaum (oder gar nicht) gerechnet haben. Manche denken, es gebe keine Zufälle, dass alles seine Ordnung hat. Wenn es so ist, dann wäre das, was einem zufällt, kein „Zufall“, sondern sein „Schicksal“.

Schicksal und Zufall…hmm.

Haben Sie gewusst, dass im Altgriechischen, das gleiche Wort, „tyche“, sowohl „Schicksal“ wie auch „Zufall“ bedeutete? Will sagen: Die Griechen differenzierten nicht zwischen diesen beiden Begriffen. Dafür war man im alten Hellas überzeugt, dass die mächtigste Kraft – stärker sogar als alle Götter – „ananke“ war. Zu Deutsch „Notwendigkeit“.

Doch zurück zum deutschen „Schicksal“ (ja, auch die Deutschen haben ihr Schicksal). Man kann es auch „Geschick“ nennen. „Schicksal“, „Geschick“. In beiden Fällen wird etwas „geschickt“. Pakete werden geschickt. Auch Emails. Manchmal auch schickt es sich nicht, etwas zu schicken. Dann ist man ungeschickt, wenn man es trotzdem tut.

Bedenken Sie: Wenn etwas in Bewegung gesetzt wird, fällt es zu!
Wenn man aber ein wenig unter der Oberfläche kratzt, stellt man fest, dass „Schicksal“ und „Zufall“ irgendwie gleichbedeutend sind.

Oder man könnte vielleicht sagen: Die zwei Begriffe betrachten das gleiche Phänomen aus unterschiedlichen Richtungen. Das eine betont die Ankunft (Zufall); das andere die Beförderung (Schicksal).

Nun fällt mir ein: In manchen Sprachen verwendet man zwei Begriffe, die in einer anderen Sprache mit einem bedient wird. Zum Beispiel, das dt. „Schnabel“. Mit diesem einzigen Wort übersetzt der Deutsche zwei im Englischen gebrauchten Vokabeln: „beak“ und „bill“.

Das englische „beak“ beschreibt einen Schnabel mit einer Spitze – so wie ihn Sperlinge, Spatzen, Adler und Papageien usw. haben. Ist der Schnabel abgerundet wie bei einer Ente, dann sagt der Englisch Sprechende „bill“.
Oder sagen wir: Jeder Vogel hat sein Schicksal. Entweder hat er ein „bill“ oder ein „beak“. Oder ist all dies nur Zufall?

Kehren wir jetzt zur Eingangsfrage zurück: ob Sie momentan Ärger oder Sorgen haben? Fakt ist, es gäbe (und gibt) genügend Gründe beide zu haben. Ich zum Beispiel. Momentan habe ich zwei Provisorien im Mund, einmal links, einmal rechts. Das heißt: Ich kann nur Weiches essen. Sonst fallen die Provisorien raus, was bereits dreimal passiert es. Obendrein hat der Zahnarzt keine Zeit für einen Termin. Na ja, keine weltbewegenden Sorgen. Es gibt momentan Schlimmeres. Man könnte aber dennoch fragen: geschickt oder zugefallen?

Oder soll man lieber von „Ursache und Wirkung“ reden? Denn manche meinen, dass jeder Zufall (oder Schicksal) eine „Ursache“ hat. Auch wenn wir sie nicht erkennen. Ach du lieber. All dies wird mir allmählich viel zu philosophisch oder metaphysisch. Wobei ich zumindest in meinem Fall mir lediglich einen Zahnarzttermin wünsche.

Aber kurz zu „Ursache“. Haben Sie gewusst, dass diese Vokabel einst „Anfang des Rechtstreits“ bedeutete? „Sache“ sagte man früher für einen „Rechtstreit“.
Egal. Nun habe ich, wie man so schön sagt, den Salat. Das mit dem „Salat“ gibt es übrigens erst seit ca. 1840. Ein „Salat“ ist nämlich ein Mischgericht, etwas das durcheinandergewirbelt wird. Mit meinen Provisorien esse ich momentan keinen Salat.

Aber zurück zum Ärger und zu den Sorgen im Allgemein. Ist eine Ursache der Anfang eines Rechtstreits, dann können Sie sicher sein, dass es auch ein Ende geben wird. Und so ist es mit dem Schicksal und dem Zufall – außer bei der Wurst. Sie hat, wie jeder weiß, zwei Enden.

Letztendlich aber werde ich meinen Zahnarzttermin bekommen, und auch für Sie wird alles wieder gut…

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